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Ein Museum aus Licht gebaut

Bildersammlung von Frieder Burda

Von Susanne Kupke
Baden-Baden (dpa). Die Kritiker sind verstummt. Was an Baden-Badens Prachtstraße entstanden ist, kann sich sehen lassen. Mit dem neuen Museum für die Sammlung Frieder Burda hat der New Yorker Star-Architekt Richard Meier ein Haus gebaut, das sich harmonisch in die Umgebung einfügt. Am Freitag war Eröffnung.

Damit hat eine europaweit bislang einzigartige Zusammenarbeit zwischen einem privaten Sammler und der traditionsreichen Kunsthalle Baden-Baden begonnen. Mehr als 550 Kunstwerke der klassischen Moderne und der zeitgenössischen Kunst hat Frieder Burda in den vergangenen drei Jahrzehnten gesammelt - mit einem, wie auch Kritiker einräumen, unheimlichen Gespür für Qualität.
Dabei hat der zweite Sohn des Verlegerehepaars Franz und Aenne Burda nach eigenen Angaben nur gekauft, was ihn auch »persönlich angesprochen« oder »Herzklopfen« verursacht hat. Von seiner persönlichen Leidenschaft für Farbe und Malerei zeugen nun 150 Hauptwerke, die bis zum 20. Februar in der gemeinsamen Eröffnungsausstellung mit der Kunsthalle gezeigt werden.
Architekt Richard Meier hat dazu den passenden persönlichen Rahmen geschaffen. In seinem einer »Stadtvilla« nachempfundenen Haus - außen ist es mit pulverbeschichteten Aluminiumplatten in leicht gebrochenem Weiß verkleidet - wird der Besucher auf dunklem Eichenparkett von Raum zu Raum geführt, schräge Rampen verbinden die Stockwerke und erlauben immer wieder überraschende Einblicke. »Licht ist hier das wichtigste Baumaterial, ihm kommt eine Schlüsselfunktion zu«, sagt Meier. »Der Besucher soll die Möglichkeit haben, die Kunstwerke im gleichen natürlichen Licht zu betrachten, in dem die meisten Künstler sie auch geschaffen haben.«
Den Auftakt markiert das sechs Meter lange Gemälde »Böhmen liegt am Meer« von Anselm Kiefer. Von da aus geht es in eine große Halle, in der prominent die Highlights der Sammlung zur Geltung kommen: Vier riesige abstrakte Gemälde von Gerhard Richter und Kopfbilder von Georg Baselitz stehen fünf große transparente Kunstharzbilder von Sigmar Polke gegenüber. Im ersten Obergeschoss rauschen unter anderem Gerhard Richters »Zwei Fiats« am Besucher vorbei. Wer nach dem Rundgang noch mehr Inspiration sucht, spaziert über eine gläserne Brücke in die Kunsthalle der Casino-Stadt.

Artikel vom 23.10.2004