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Dr. Jörg Weber
soll es richten

Mario Ermisch berät den VfB Fichte

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Gestern Abend leitete er bereits das Training: Dr. Jörg Weber soll den Fußball-Oberligisten VfB Fichte zum Klassenverbleib führen. Erster telefonischer Gratulant war sein Amtsvorgänger Armin Perrey. »Das zeigt die Größe von ihm«, freut sich der 39-Jährige. »Unser Verhältnis wird dadurch nicht leiden. Armin und ich haben früher in Gütersloh zusammen gespielt, und wir haben zusammen studiert«.

Seit seiner Entlassung beim SC Verl im Oktober 2002 war der in Detmold-Pivitsheide wohnende und am Hanse-Berufskolleg in Lemgo arbeitende Dr. Jörg Weber nicht mehr als Trainer in Amt und Würden; Kontakte zum DSC Arminia zerschlugen sich zwischenzeitlich.
Waren von den VfB Fichte-Verantwortlichen zunächst andere Lösungen favorisiert, so erschien am Mittwoch urplötzlich der neue Kanidat auf der Bildfläche, und alles ging ruck-zuck. Nach einem »sehr guten Gespräch« wurden gestern letzte Details geklärt.
Mit involviert in die Entscheidungsfindung war der langjährige Coach Mario Ermisch, der dem Verein und dem Trainer künftig in beratender Funktion zur Seite steht, »wenn Gesprächs- und Beratungsbedarf da ist«. Fußball-Abteilungsleiter Rainer Goldmann bezeichnet diese Maßnahme als »das Optimum an Knowhow bündeln. Wir bringen alles, was wir haben, an den Start, um den Umschwung zu schaffen«. Ermischs Tätigkeit als Trainer des Bezirksliga-Spitzenreiters VfL Theesen bleibt davon unberührt.
Weber, Doktor der Sportwissenschaft, soll zunächst bis zum Saisonende frischen Wind auf die Rußheide bringen. Da er zahlreiche Oberligaspiele in dieser Saison gesehen hat, sieht er sich »ganz gut im Bilde«. Sein Eindruck vom VfB Fichte: »Hier sind genügend Oberligaspieler beisammen, um die Liga zu halten. Das bisher Erreichte kann nicht das wahre Potenzial der Mannschaft sein. Da ist meiner Meinung nach mehr drin«. Dr. Jörg Weber glaubt nicht, dass etwa der SV Lippstadt, am Sonntag seine erste Hürde, wirklich elf Zähler besser ist. »Wir haben noch 24 Spiele vor uns. Gewinnen wir davon zwölf, ist die Klasse gesichert. Das ist eine sportliche Herausforderung«.
Angesichts schon 30 kassierter Tore will Dr. Jörg Weber den Hebel in der Defensive ansetzen. »Im Zweikampfverhalten muss deutlich zugelegt werden. Wer die Mehrzahl der Zweikämpfe verliert, der hat keine Chance. Wir müssen über den Kampf ins Spiel finden«. Gegen Lippstadt verspricht Weber nicht unbedingt »Traumfußball«. Dafür möchte der Trainer »elf Leute auf dem Platz sehen, die sich wehren, die die Situation annehmen«.
Dr. Jörg Weber war von 1996 bis 1999 unter Trainer Günter Rybarczyk »Co« beim TuS Paderborn-Neuhaus und coachte in Personalunion ein halbes Jahr die A-Junioren-Regionalligamannschaft (mit Soner Dayangan). In der Saison 1999/2000 führte er die Paderborner »Zwote« von der Bezirks- in die Landesliga. Danach war er beim Regionalligisten SC Verl erst »Co« von Dieter Hecking, ehe er im Januar 2001 zum Cheftrainer aufstieg. Im Oktober 2002 endete das bis 2004 währende Vertragsverhältnis vorzeitig.
»Die Verpflichtung eines so renommierten Mannes ist auch ein Zeichen an die Spieler. Der Vorstand glaubt an diese Mannschaft«, erklärt Marketing-Geschäftsführer Dirk Starke und findet: »Mehr kann man von Vorstandsseite nicht mehr tun«.
Kapitän Jens Reitemeier bestätigt, dass »uns durch den ewig fortwährenden Misserfolg die Lockerheit komplett abhanden gekommen ist. Wir brauchen einen Trainer, der uns an die Hand nimmt. Ich hoffe, dass wir in Ruhe arbeiten und uns auf den Fußball konzentrieren können«. Webers kurzfristiges Ziel ist es denn auch, »Lockerheit und Spaß freizulegen«. Das ginge am besten über schnelle Erfolgserlebnisse, »und dann wächst auch das Selbstvertrauen wieder«.
Eine Absage handelte sich Christian Böers (zuletzt SV Enger-Westerenger) ein, mit dem am Dienstag Abend verhandelt worden war. Karsten Bremke steht übrigens aus persönlichen und beruflichen Gründen nicht mehr als Co-Trainer zur Verfügung. »Wir denken darüber nach, Marc Spilker einzubauen«, erläutert Rainer Goldmann. Ungeachtet dieser Assistenztätigkeit soll Spilker dann weiterhin A-Juniorencoach bleiben.

Artikel vom 22.10.2004