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Seminarräume platzen aus allen Nähten

Studenten der Universität protestieren gegen Überfüllung und schlechte Organisation

Von Hendrik Uffmann und
Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Völlig überfüllte Räume, Pflichtveranstaltungen, die nicht belegt werden können und schlechte Organisation - kaum hat das Wintersemester an der Universität Bielefeld begonnen, beklagen die Studenten besonders im Fach Germanistik gravierende Missstände.

Gestern äußerten die Betroffenen ihren Ärger bei einer Informations- und Protestveranstaltung im Auditorium Maximum der Uni. »Obwohl durch das neue Online-anmeldeverfahren die Zahl der Studierenden und der Raumbedarf klar war, haben die Verantwortlichen nicht reagiert. So sitzen in den Seminaren, die für bis zu 30 Personen gedacht sind, im Bereich Germanistik im Durchschnitt 100 bis 150 Studenten«, kritisierte Ingo Bowitz, Vorsitzender des Allgemeinen Studierenden-Ausschusses (AStA) der Hochschule. Die Folge: Die Studenten sitzen auf dem Boden und Fensterbänken oder verfolgen die Veranstaltung vom Flur aus.
Ein weiterer Kritikpunkt: Im Zuge der neuen Bachelor- und Master-Studiengänge sind Pflichtveranstaltungen eingeführt worden. Zum Teil finden diese jedoch am gleichen Tag zur gleichen Uhrzeit statt, so dass eine Belegung aller Veranstaltungen unmöglich ist.
Die Verantwortung dafür sieht Ingo Bowitz bei die Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaften, aber auch beim Rektorat der Universität. »Anstatt die Räume anhand der tatsächlichen Anmeldezahlen für die Seminare zu vergeben, sind diese zuvor nach Schätzungen verteilt worden.«
Erst auf massiven Druck der Studenten hin ändere sich diese Situation langsam. Und nicht nur der Bereich Germanistik, auch andere Studienfächer und Fakultäten seien von den Problemen betroffen.
Prof. Rüdiger Weingarten, Fachsprecher für Germanistik, begrüßt den Protest der Studenten. »Was wir zur Zeit machen ist eine Mangelverwaltung. Wir bräuchten mehr Lehrpersonal«, sagte Weingarten. In den Anfangssemestern würden einige Veranstaltungen von 150 bis 250 Studenten besucht. Auch räumt er Fehler bei der Planung ein. Weingarten: »Organisatorisch müssen wir einiges besser machen.« Uni-Rektor Prof. Dr. Dieter Timmermann verwies auf die bauliche Situation der Hochschule: »Das Gebäude ist für 4500 Studenten geplant worden, die in kleinen Gruppen lernen. Es gibt einfach zu wenig geeignete Räume.« Um Abhilfe zu schaffen, kündigte Timmermann an, sollen bald in vielen Seminarräumen die Tische entfernt und stattdessen Stühle mit angebautem Klapptisch angeschafft werden. Außerdem soll die Zahl der Lehraufträge aufgestockt werden.

Artikel vom 22.10.2004