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Nach bester Saison Karriere beendet

Steher-Ass Stefan Klare lässt Laufbahn mit 6-Tage-Rennen ausklingen

Gütersloh (WB-man). Es war ein ruhiger Abschied. Anders war das von einem wie Stefan Klare auch nicht erwartet worden. Mit der Verteidigung des deutschen Meistertitels auf seiner »Hausbahn« in Bielefeld beendete der 33-jährige Bahnspezialist nach 24 Jahren seine glanzvolle Laufbahn. So ganz zu Ende ist sie eigentlich nicht, denn bei den Sechstage-Rennen in Dortmund (28.10.-03.11.) und Berlin sowie dem Großen Weihnachtspreis in der Dortmunder Westfalenhalle tritt der Fahrer des Volvo-Markötter-Teams nochmal in die Pedale.

Auf der Freiluftbahn wird man den ruhigen, aber immer zielstrebigen Radrennfahrer nicht mehr sehen. »In Nürnberg war definitiv Schluss für mich«, bekräftigt Klare noch einmal, wenngleich ihm der Rücktritt vom Radsport nicht ganz leicht fällt. Schließlich blickt der Bielefelder auf die erfolgreichste Saison seiner Karriere zurück. In Bielefeld verteidigte er seinen deutschen Titel erfolgreich, stand in zehn Rennen acht Mal auf der höchsten Stufe des Treppchens. Zudem verwies Stefan Klare seinen Dauerrivalen, den Welt- und Europameister Carsten Podlesch, drei Mal auf die Plätze.
Nur zum Saisonauftakt in Forst hatte der für das Team Wiesenhof startende Profi Podlesch aufgrund der besseren Saisonvorbereitung inklusive Rundfahrten die schnelleren Beine. Als Wermutstropfen für Stefan Klare blieb die Tatsache, dass die Europameisterschaften im dritten Jahr in Folge abgesagt wurden - diesmal zählte er zu den Topfavoriten.
»Ich habe nicht mehr so viel Zeit zum Trainieren. Darum möchte ich lieber jetzt aufhören, bevor es bergab geht«, erläutert Klare, warum er sich jetzt verabschiedet. Der Beruf nimmt den Maschinenbau-Techniker voll in Anspruch. Außerdem ist da noch die Familie mit Frau Annett und Töchterchen, für die Papa Klare mehr Zeit haben möchte.
So ganz aufhören will er mit dem Radsport aber doch nicht. Der sympathische Sportler wird allerdings nicht mehr jeden Tag auf dem Rennrad die 20 Kilometer zu seiner Arbeitsstelle fahren. »Hin und wieder schaue ich aber auch mal bei meinen alten Mitstreitern vorbei«, erklärt Stefan Klare und schließt nicht aus, die eine oder andere gemütliche Touristik-Fahrt mitzumachen. Nur auf der Rennpiste wird man ihn als Aktiven nicht mehr erleben.
Mit neun Jahren bestritt Stefan bereits die ersten Rennen. In der Jugend- und Juniorenklasse absolvierte er mit der Landesverbands-Auswahl Rundfahrten in Italien und Tschechien und wurde mit den beiden Profis Sven Teutenberg (früher Festina) und Thorsten Schmid (Gerolsteiner) Sechster bei den deutschen Meisterschaften im Vierer-Mannschafts-Zeitfahren über 50 Kilometer.
Sein Talent für den Bahnsport stellte Stefan Klare früh unter Beweis. Bei der wöchentlich ausgetragenen Sommerbahn-Meisterschaft auf der Bielefelder Radrennbahn drehte er erfolgreich seine Runden und holte sich so die vielseitige Ausbildung, von der er später immer mehr profitierte.
1994 war es dann aber soweit: Stefan bestritt hinter der »Rolle« von Zugvogel-Schrittmacher Gerd Gessler seinen ersten Wettbewerb. »Gerd fehlte damals ein Fahrer, und da hat er mich gefragt, ob ich sein neuer Partner sein wolle. Mir hat es gleich gefallen, und so bin ich auch bei ihm geblieben«, erinnert sich Klare.
Aber so richtig ging die Post erst 1999 ab - mit dem Wechsel an die Rolle des schnauzbärtigen Routiniers Christian Dippel, ebenfalls RC Zugvogel. Drei Mal wurde dieses Duo deutscher Vizemeister und setzte sich 2003 und 2004 die nationale Krone auf. Bei der Europameisterschaft 2000 fuhr das Gespann in Chemnitz zur Vize-Meisterschaft, und ein Jahr später gab es »Bronze« in Leipzig. Glanzpunkte einer großen Karriere.

Artikel vom 22.10.2004