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»VERA«: Die Vergleichsarbeiten fallen durch

Lehrer erkennen auch ohne neue Tests Stärken und Schwächen ihrer Schüler


Zu der Meldung »Schüler-Test stellt NRW-Schulen auf den Prüfstand« vom 3.9.:
Dass Vergleichsarbeiten (VERA) dem Ziel der »Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung der schulischen Arbeit« dienen, kann niemand ausschließen. Doch es sprechen viele Gründe dafür, dass hier mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird - sprich: Steuergelder, die der Verbesserung der Unterrichtsqualität dienen könnten, werden an falscher Stelle eingesetzt, und sogar eine Verschlechterung riskiert wird.
»Wer gezielt fördern will, Schwächen und Stärken seiner Schüler kennen will, muss über gesicherte Daten verfügen.« Diesem Satz wird jeder zustimmen. Eltern, die sich beim Elternsprechtag nach den Leistungen ihrer Kinder erkundigen oder Berichtszeugnisse aufmerksam lesen, werden wissen, dass die meisten Lehrpersonen schon immer Schwächen und Stärken ihrer Schüler einschätzen konnten. Es geht also auch ohne eine solche Erhebung, die erhebliche finanzielle und personelle Ressourcen verschlingt.
Und was soll der aufwändige Vergleich? Wenn es irgendwo tatsächlich an der Unterrichtsqualität hapert, dann können die Ergebnisse der beteiligten Klassen und der Schule im Vergleich mit den Ergebnissen, die im Landesdurchschnitt erreicht wurden, darüber garantiert keinen Aufschluss geben. Um »gesicherte Daten« handelt es sich sowieso nicht.
Sicher ist vielmehr, dass den Lehrpersonen, die guten Unterricht geben, weil sie viel Zeit in die Vorbereitung stecken, diese Zeit durch »VERA« geraubt wird. Fazit: »VERA« ist weder geeignet, Unterrichtsqualität zu messen, noch ist erwiesen, dass dadurch Unterrichtsqualität gesteigert werden kann. Darüber hinaus werden dem Bildungssystem Geld und Arbeitszeit entzogen, die an anderer Stelle besser eingesetzt werden könnten.
Prof. Dr. Hartmut Spiegel33100 Paderborn

Artikel vom 28.10.2004