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Ostfriesen sorgen für Sprachverwirrung

»Wir alle leben in einem Sprachraum«


Zur Einführung plattdeutscher Ortsnamen in Ostfriesland:
Bei aller Sympathie für die gemeinhin als »Plattdeutsch« bezeichnete niederdeutsche, beziehungsweise niedersächsische Sprache kann ich in dem ostfriesischen Einfall, auf den Ortsschildern neben den amtlichen Namen auch den plattdeutschen anzubringen, nur eine Eulenspiegelei sehen. Mit welcher Berechtigung glauben Bewohner einer kleinen nordwestdeutschen Randlandschaft, die regional üblichen Namensformen ihrer Orte auf den amtlichen Ortstafeln wiederfinden zu müssen?
Von einer Bewahrung des friesischen Spracherbes kann hier schlechterdings nicht die Rede sein; denn ihre friesische Sprache haben die Ostfriesen, wie die Sprachwissenschaftler zu berichten wissen, bereits im 17. Jahrhundert gegen das Niederdeutsche ausgetauscht.
Sie sprechen also, wenn sie Platt sprechen, einen regionalen Dialekt des Altsächsischen, dessen Gesamtverbreitungsgebiet wiederum von Emden bis Usedom reicht. In diesem großen Sprachraum haben fast jede Stadt und jedes Dorf noch einen volkstümlichen altsächsischen Namen. Aber auch in den mittel- und oberdeutschen Mundartgebieten führen die allermeisten Orte dialektgeprägte Namensformen. Soll nun zum Beispiel München oder Nürnberg dem ostfriesischen Beispiel folgen und die Ortstafeln zusätzlich mit Minken beziehungsweise Nünnbersch verzieren?
Statt dass wir alle uns darüber freuen, dass wir in einem Sprachraum leben, in dem sich 90 Millionen Menschen in einer allgemein anerkannten Hochsprache miteinander verständigen können, kommen einige Ostfriesen daher und sorgen für Sprachverwirrung.
Es ist zu vermuten, das sich die ostfriesischen »sieben Schwaben« die niederländische Provinz Friesland zum Vorbild genommen haben, in der die Ortstafeln neben den niederländischen Ortsnamen auch die friesischen Namen aufweisen. Doch im niederländischen Friesland ist das Friesische eine offiziell anerkannte Regionalsprache, die unter anderem auf den Ortstafeln ihren Niederschlag findet wie bei uns in Deutschland das Sorbische in der Lausitz.
JÜRGEN HIMSTEDT33129 Delbrück

Artikel vom 04.12.2004