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Deutschlands Preis der Wiedervereinigung

Die Aufgabe der D-Mark ließ Frankreich jubeln: »Wie einstmals der Versailler Vertrag!«


Zu dem Artikel von Rolf Dressler »Die Politik beschwindelt das große, fleißige Deutschland«:
Der Beitrag zeigt auf erschreckenden Weise, welche Langzeitfolgen politische Kopfgeburten wie der Euro haben, wenn die dazugehörigen finanzwirtschaftlichen Entscheidungen nicht auf abgesichertem volkswirtschaftlichen Fachwissen basieren.
Nach Lektüre des wahrhaft aufrüttelnden Artikels wird einem erst bewusst, warum die Franzosen 1992, als Kanzler Helmut Kohl dem Vertrag von Maastricht zustimmte, jubelten und feierten. In französischen Zeitungen war damals nachzulesen, dass die Aufgabe der D-Mark für die Deutschen dem Versailler Vertrag am Ende des Ersten Weltkrieges gleichkomme. Dieses Mal gelinge die Schwächung des deutschen Nachbarn freilich ohne vorhergehende Schlachten. Heute muss man als ungefragter Bürger die Frage stellen: Wieso sehen nur die Franzosen dies so, nicht aber die deutschen Verhandlungsführer?
Außerdem wird in dem Artikel auf die seinerzeitigen Forderungen Frankreichs hingewiesen. Danach war die Zustimmung Deutschlands zur Einführung des Euro der nachträglich entrichtete Gegenwert für die Zustimmung Frankreichs zur Wiedervereinigung. Wie soll man das verstehen? Frankreich gehörte zu den Siegermächten, ohne deren Zustimmung seinerzeit - also 1949 - das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland nicht hätte verabschiedet werden können. In der Präambel ist unzweideutig nachzulesen, dass sich Deutschland in Zukunft als gleichberechtigtes Mitglied in einem vereinten Europa sieht und deshalb in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands anstrebt.
Wenn Frankreich dem schon 1949 zustimmte, weshalb musste Deutschland auf Verlangen Frankreichs noch Jahre nach der Wiedervereinigung einen »Preis für die Wiedervereinigung« nachentrichten -Êund dazu noch in dieser erschreckenden Höhe?
MARTIN WIEHAGE33824 Werther

Artikel vom 04.12.2004