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Klinik, Kaufhaus
und Fließband

Die Jobs der Professoren von heute

Bielefeld (sas). Nebenher gearbeitet, erinnert sich Prof. Dr. Beate Rennen-Allhoff, habe sie schon als Schülerin: Mit 14 Jahren hat sie erstmals im Krankenhaus gejobbt - ein Arbeitsbereich, in den die heutige Rektorin der Fachhochschule Bielefeld regelmäßig wieder hineinschnupperte.

Studiert hat sie in den 70er Jahren: Nach einem ganz kurzen Abstecher zur Germanistik hat Rennen-Allhoff zuerst in Köln Pädagogik und Soziologie belegt, ist dann nach Bonn gewechselt, um dort Psychologie und in den Nebenfächern Pädagogik und Soziologie zu studieren und sich später noch mit Arbeits- und Sozialpädagogik, Sondererziehung und Rehabilitation zu befassen.
»Mein Studium haben zum Teil meine Eltern, zum Teil ich selbst finanziert«, erzählt sie. So hat sie in der Uniklinik in Köln und im Ev. Krankenhaus in Köln-Lindenthal auf den Stationen gearbeitet (»Das war ziemlich hart, wenn man verstopfte Toiletten klarkriegen musste, und interessant, wenn man alte Menschen füttern durfte.«). Zudem war sie in der Küche und als Chefsekretärin in der Orthopädie beschäftigt; denn Schreibmaschine-Tippen konnte sie sehr gut. Als erschreckend hat sie die Zeit in der Kinderklinik in Erinnerung: »Dort waren Kinder mit langwierigen, schweren Krankheiten, das ging einem nahe.«
Ebenso aber hat die heutige Professorin am Fließband gearbeitet: »Der Studentenschnelldienst hat mich damals zur Firma meiner Tante geschickt, die habe ich dann auch von der anderen Seite kennengelernt«, schmunzelt sie: Bei »Opekta« musste sie Einmachhilfen abfüllen. Aber die Studentin Rennen-Allhoff hat auch viel geputzt und verkauft, in der Vorweihnachtszeit in der Kaufhalle in Köln an Sonderständen gejobbt und dank der Hausprozente auch gleich eine heruntergesetzte Waschmaschine erstanden. Die begleitete sie lange.
»An einem Sonderstand habe ich für eine Werbeagentur Schlankheitsgemüse aus Holland verkauft«, erzählt sie. Schlankheitsgemüse aus Holland - das waren Gurken, Paprika, »eben alles, was viel Wasser enthält.« Ebenso aber hat die Werbeagentur sie im Kostüm mit kurzem Röckchen in Nachtclubs und zu bajuwarischen Festen geschickt: »Ich habe dort die Zigarettenmarke 'Polo' beworben.« Und im Kölner Fußballstadion hat sie - dieses Mal natürlich in einem dem Fußball angepassten Dress - für die Zeitschrift 'Kicker' Reklame gemacht. »Das war für mich eine Premiere, ich war zum ersten Mal in einem Fußballstadion.«
Eine ganze Reihe anderer Jobs kann Beate Rennen-Allhoff, die seit 1995 an der FH Bielefeld ist und den Fachbereich Pflege und Gesunheit maßgeblich aufbaute, noch aufzählen: So hat sie als »Erziehungs- und Bildungshelfer« an Grund- und Hauptschulen Silentien betreut: »Damals hatte die Stadt Köln noch das Geld dafür.« Sie hat regelmäßig nicht nur in der Krankenhausorthopädie als Sekretärin und Fremdsprachenkorrespondentin gearbeitet und war schließlich als Dozentin für Klavier an der Jugendmusikschule in Brühl mehrere Jahre tätig. Dort, überlegt sie, habe sie eigentlich am besten verdient.

Artikel vom 19.11.2004