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Mit Hilfskraftstellen
»training on the job«

Die Jobs der Professoren: Christoph Gusy


Bielefeld (sas). Auch in früheren Jahrzehnten haben viele Studierende ihre Ausbildung selbst finanzieren müssen. Einer von denen, die nicht nur während der Semesterferien gejobbt haben, war Prof. Dr. Christoph Gusy, Prorektor der Universität. Der Jurist lehrt seit 1993 an der Fakultät für Rechtswissenschaft Öffentliches Recht, Staatslehre und Verfassungsgeschichte.
»Ich war ein armer Student«, sagt er. Von Anfang an war für ihn klar, dass er sein Studium an der Universität Bochum würde finanzieren müssen, schließlich hat er vier Geschwister. Unterstützt wurde er nur durch ein »extrem wackeliges Stipendium«. Gearbeitet hat Gusy allerdings nicht in einer Wurstfabrik oder der Gastronomie: »Ab dem dritten Semester hatte ich Hilfskraft-Jobs und kleine Werkverträge«, erzählt er.
Der Vorteil sei gewesen, dass diese Stellen ein »Training on the job« gewesen seien - »oder wie ein Kollege von mir kürzlich spöttisch anmerkte: Learning by earning.« Und in der Tat, sagt Gusy rückblickend, habe er so zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Nur einmal, nämlich als Schüler hat er woanders gejobbt: »Damals hatte ich eine Hilfstätigkeit in einem Großhandel für Metallwaren, musste das Lager bestücken oder etwas vom Lager holen.«
Das Geld, dass der angehende Jurist an der Universität verdiente, sicherte vor allem den Lebensunterhalt. Trotzdem war aber jedes Jahr ein Urlaub drin - »schließlich bildet Reisen und weitet den Horizont.« Gereist wurde allerdings auf die sparsame Tour: »Wir haben Fahrgemeinschaften gebildet und in Jugendherbergen übernachtet.« An einen anderen Urlaub während der Studienzeit kann Gusy sich kaum erinnern.
Von 1973 bis '77 hat er studiert - ausgesprochen zügig. »Ich war in meinem Semester der Erste, der Examen machte. Denn wer sein Studium selbst finanziert, findet es gemeinhin nicht so lustig und beeilt sich.« Das, ergänzt er, bestätigten mittlerweile wissenschaftliche Untersuchungen - ein Umstand, den er in der Diskussion über Studiengebühren gerne ins Feld führt.

Artikel vom 12.11.2004