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Autos betankt und Bodenproben gezogen

Die Jobs der Professoren: Norbert Sewald


Bielefeld (sas). Ferienzeit - das ist für die Studierenden auch oft Arbeitszeit, die Gelegenheit, die Kasse aufzubessern. Auch die Professoren von heute haben in ihrer Studienzeit vielfach jobben müssen - wie Prof. Dr. Norbert Sewald, der seit 1999 in Bielefeld Organische und Anorganische Chemie lehrt.
»Meinen ersten Job direkt nach dem Abitur Anfang der 80er Jahre hatte ich an einer Tankstelle, genauer an der Autobahntankstelle Irschenberg, südlich von München.« In landschaftlich beeindruckender Umgebung (Sewalds Heimat), betankte er die Wagen der gen Süden Strebenden oder putzte auch mal die Scheiben - »was eben so dazu gehört.« Der Verdienst war nicht üppig, weil der Tankstellenpächter Trinkgelder einplante. »Die gab's aber nur selten.«
Einige Wochen lang hat der Chemiestudent Sewald dann auch bei einer Bank Münzen gebündelt und Geld sortiert, hat bei einem Pressegroßhändler Lieferungen zusammengestellt und Rückläufer sortiert. »Die besten Jobs hatte ich aber nach dem Vordiplom. Da habe ich zwei Monate für Siemens Literaturrecherche über ein chemisches Verfahren zur Herstellung von Lichtwellenleitern gemacht, das Ganze ausgewertet und zusammengefasst.« Ein Jahr darauf hat Sewald, der in München an der TU studierte, ebenfalls für Siemens an der Keramikherstellung für elektronische Zwecke gearbeitet - »das war fachlich interessant und wurde gut bezahlt.«
Mit seinem heutigen Lehr- und Forschungsgebiet, der Organischen und Bioorganischen Chemie, hatte fast schon ein späterer Ferienjob zu tun: Einen Sommer lang hat Sewald während des Studiums für ein Labor gearbeitet, das Boden- und Wasseruntersuchungen vornahm. »Ich habe bei den Bauern der Region Erd- und Wasserproben gezogen und zum Labor gebracht.« Hintergrund dieser Untersuchung war, erläutert er, dass auf die Felder Klärschlamm zur Düngung aufgebracht wurde und getestet werden musste, ob dieser Klärschlamm mit Schwermetallen belastet war. »Das konnte schon mal sein, wenn Unternehmen ihre Abwässer eingeleitet hatten. Die Kläranlagen mussten nachweisen, dass sie nur unbelasteten Schlamm lieferten.«

Artikel vom 26.11.2004