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Bessere Chancen nach
einem Schlaganfall

Neues Projekt optimiert Versorgung der Patienten

Herford (kop). Nach einem Schlaganfall erleiden ein Viertel aller Patienten einen zweiten Schlaganfall. Um diese erschreckende Zahl durch optimalere Behandlungswege zu senken, wurde gestern im Klinikum Herford eine Vereinbarung zur Integrierten Versorgung geschlossen.

Vertragspartner dieses noch sehr seltenen Projektes sind die BKK-Arbeitsgemeinschaft Ostwestfalen-Lippe, das Klinikum Herford, die Johanniter-Ordenshäuser, die Hausärztliche Qualitätsgemeinschaft Herford-Hiddenhausen-Vlotho und die niedergelassenen Neurologen (Dr. Martin Schreiber und Dr. Eiko Müller). Inhalte des Vertrages sind die drei Teilbereichen Akutversorgung im Krankenhaus, Rehabilitation und die ambulante Nachsorge. In den ersten beiden Teilbereichen werden die Patienten auch weiterhin in bewährter Weise betreut.
Neu ist die ambulante Nachsorge. Hier wird es im Rahmen eines so genannten Integrations-Vertrages zu einer verbesserten Kooperation zwischen Klinik und niedergelassenen Ärzten mit entsprechender Optimierung bei der Versorgung der Patienten kommen.
Konkret stellt sich die Situation für den Patienten künftig wie folgt dar: Noch während des stationären Aufenthaltes im Klinikum Herford kann der Patient sich nach entsprechender Beratung in das Projekt der Integrierten Versorgung einschreiben lassen. Gleichzeitig werden der Hausarzt und die Rehaklinik informiert. Nach der Entlassung aus dem Klinikum oder den Johanniter-Ordenshäusern (Reha) veranlasst der Hausarzt unverzüglich die erforderlichen Kontrolluntersuchungen und Behandlungsmaßnahmen sowie eine neurologische Mitbetreuung. Falls nötig, werden noch andere Fachärzte hinzugezogen. Der Hausarzt fasst alle Ergebnisse zusammen und überwacht die Risikofaktoren sowie die erforderliche Medikation. Je nach neurologischem Befund werden Krankengymnastik, Logopädie, Ergotherapie, Heil- und Hilfsmittel verordnet. Alle drei Monate erfolgt eine auf den Patienten speziell abgestimmte Kontroll-Untersuchung bei dem mitbehandelnden Neurologen. Zusätzlich wird der Patient eingeladen, an Informations- und Schulungsveranstaltungen über sein Krankheitsbild teilzunehmen. Diese Veranstaltungen werden von den niedergelassenen Ärzten organisiert.
Das Projekt Integrierte Versorgung richtet sich ausschließlich an Patienten aus Herford, Hiddenhausen und Vlotho, die bei einer der zehn in der Region ansässigen Betriebskrankenkassen versichert sind.
Im Klinikum Herford werden jährlich rund 800 Schlaganfallpatienten versorgt. »Rund 100 von ihnen sind BKK-Versicherte«, sagte gestern Dr. Ulrich Seidel, Chefarzt der Neurologischen Klinik am Klinikum. Etwa 25 Prozent der Patienten erleiden einen zweiten Schlaganfall, fünf Prozent sterben durchschnittlich daran. »Und wenn wir nur einen Patienten mit dem neuen Projekt retten können, so haben wir schon eine Menge erreicht«, sagten gestern die Vertragspartner.
Das Projekt ist zunächst auf zwei Jahre ausgelegt. Ausgeschlossen wird nicht, dass später auch Mitglieder anderer Krankenkassen oder Patienten weiterer Städte und Gemeinden daran teilnehmen können.

Artikel vom 09.05.2007