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Bauernmaler Millet war sein Vorbild

WB-Serie, Teil 8: »Mein Vater« (1910)


Werther (WB). Im Jahr 1910 entstehen die ersten Ölgemälde des ausgebildeten Malergesellen Peter August Böckstiegel - drei Jahre bevor er die Dresdner Kunstakademie kennen lernt, an der er sein Studium absolvieren wird.
Schon in diesen Frühwerken umreißt Böckstiegel den Motivkreis des bäuerlichen Lebens. So porträtiert er seinen Vater in der heimischen Wohnstube. Dass dem »Modell« die Situation neu und die Pose fremd ist, zeigt sich in der Haltung des Mannes. Unbehaglich schaut er seinen Malersohn nicht direkt an, sondern blickt scheu aus dem Bild heraus zur Seite. Vermutlich war die Bereitschaft des Vaters, seinem Sohn einen Gefallen zu tun, größer als der Wunsch, selbst porträtiert zu werden.
Böckstiegel zeigt seinen Vater als monumentale Halbfigur. Sein massiver Körper steckt im dunklen Arbeitszeug, zu dem das klassisch rot-weiß gepunktete Schweißtuch einen starken Kalt-Warm-Kontrast bildet. Durch das hellgelb leuchtende Fenster mit dem dunkelgrünen Fensterkreuz im Hintergrund wird der Blick des Betrachters auf das vom Leben gezeichnete Gesicht des Vaters gelenkt.
Bereits in diesem Frühwerk wird Böckstiegels Faszination für den Maler und Bauernsohn Jean-François Millet deutlich, dessen realistische Bilder der harten bäuerlichen Arbeitswelt Mitte des 19. Jahrhunderts geradezu revolutionär gewirkt hatten. Böckstiegel selbst, so schreibt er später, wollte malen wie Millet, »so echt und bäuerlich groß«.

Artikel vom 09.05.2007