09.05.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Endlich Regen - Landwirte atmen auf

Aber manche Trockenschäden aus dem April sind kaum auszugleichen - Auswirkung auf Preise

Von Stefan Küppers
Altkreis Halle (WB). Alles Gute kommt von oben. »Der Regen in den vergangenen Tagen ist für viele Pflanzenkulturen die Rettung«, weiß der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, Arnold Weßling. Dennoch sind viele Schäden durch den zu warmen und vor allem zu trockenen April nicht mehr aufzuholen.

Wie sehr die Pflanzen auf den Feldern den Regen gebraucht haben, verdeutlicht vor allem eine Zahl. Für den ganzen Monat April maß die Wetterstation von Jörg Kachelmann (meteomedia) im Künsebecker Gartencenter Brockmeyer ganze 2,2 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Als am Montag dann auch in Halle und Umgebung der große Regen begann, wurden an einem einzigen Tag gleich 40,4 Liter je Quadratmeter gemessen. Heute und morgen sind für diesen Raum noch einmal etwa acht Liter je Quadratmeter in 24 Stunden prognostiziert, verrät Torsten Schmidt vom Gartencenter Brockmeyer, der die Wetterstation betreut.
»Gut, dass der Regen erst langsam anfing. Das war perfekt für die Bauern und die Kleingärtner«, erläuterte Schmidt als Fachmann für Grünes. Die Pflanzen, die zuletzt zuwenig Wasser bekommen hätten, könnten nun noch einmal so richtig nachwachsen. »Jetzt wird es erst so richtig grün«, sagt Torsten Schmitz auch für die Wälder in und um Halle voraus.
Landwirte-Sprecher Arnold Weßling allerdings weiß, dass der Regen einige Ernteeinbußen nicht mehr verhindern kann. Dazu zählen einige Getreidesorten wie Gerste, Roggen und Triticale, denen insbesondere auf den leichten Böden in einer entscheidenden Wachstumsphase das Wasser fehlte. Auch der Raps, der vermehrt auch auf nicht hundertprozentig geeigneten Böden angebaut wurde, hat nach Auskunft von Weßling deutlich unter dem Trockenheitsstress gelitten. Insbesondere aber sind viele Grünlandflächen vertrocknet, so dass Futterengpässe zum Beispiel für die Milchwirtschaft befürchtet werden müssen. Weßling hofft daher, dass NRW-Landwirtschaftsminister Uhlenberg in dieser Ausnahmesituation die Stilllegungsflächen für eine Erntenutzung freigibt. Den die alte Bauernweisheit »Ist der Mai kühl und nass, füllt's dem Bauern Scheun und Fass« gilt in diesem Jahr nach Einschätzung von Weßling nur bedingt: »Durch den milden Winter hätten wir diesmal eigentlich im April das Maiwetter haben müssen.«
Doch was bedeuten die bisherigen Wetterkapriolen in der Landwirtschaft für den Verbraucher? Gemüse, so weiß der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, ist nämlich bei einzelnen Frischprodukten bis zu 20 Prozent teurer gegenüber dem Vorjahr. Das allerdings liegt nicht nur am Wetter, erläutert Weßling. So gibt es auch in der Landwirtschaft einen allgemeinen Konjunkturaufschwung. Gleichzeitig hat die EU ihre Erntevorräte deutlich abgeschmolzen. Weßling: »So wirkt sich jetzt auch jede klimatische Veränderung auf die Preise aus.«

Artikel vom 09.05.2007