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Mit Ausdauer an der Säge

Weserbogen-Schule und Innovationszentrum Fennel kooperieren

Von Malte Samtenschnieder
(Text und Fotos)
Bad Oeynhausen (WB). »Wir sind dankbar für die neue Kooperation mit dem Innovationszentrum Fennel«, sagt Lehrer Thomas Roland von der Schule am Weserbogen. Seit Februar erhalten sechs Jugendliche der Bildungseinrichtung für Körperbehinderte Einblicke in Grundlagen der Metallverarbeitung.

»Für unsere Schüler ist der einmal pro Woche bei Fennel durchgeführte Werkstattunterricht eine wichtige Erfahrung«, sagt Thomas Roland. Zum einen sei es für die Jugendlichen wichtig, das Betriebsklima einer »richtigen« Firma jenseits des geschützten Umfelds von Behindertenwerkstätten kennen zu lernen. Zum anderen würden körperliche und geistige Ausdauer während der handwerklichen Arbeit geschult. »Das können wir in diesem Maß nicht im normalen Unterricht leisten«, sagt Thomas Roland.
Finanziert wird der viermonatige Einführungslehrgang in die Metallverarbeitung von der Fennel-Stiftung. Angeleitet werden Patrick Biermann, Marvin-Jascha Krebs, Sebastian Stock, Ivanna Tsyprik, Sven Überfeld und Nils Wilmsmeier von Joachim Kreye. »Neben ausgewähltem theoretischem Wissen möchte ich den Jugendlichen in erster Linie praktische Grundlagen der Metallverarbeitung vermitteln«, sagt der Ausbilder. Messen, prüfen, anreißen, körnen, feilen, sägen und biegen stehen demnach ganz oben auf dem Lehrplan.
»In einem ersten Schritt war es wichtig, den Schülern ein Gespür für den sorgfältigen, präzisen Umgang mit Stift und Säge zu geben«, sagt Joachim Kreye. Nach ersten praktischen Übungen seien die Jugendlichen bald in der Lage gewesen, erste nützliche Werkstücke anzufertigen. »Wir haben zum Beispiel Namensschilder oder auch Brief- und Flaschenöffner hergestellt.«
Nach dem oft mühevollen, langwierigen Produktionsprozess ein fertiges Werkstück in den Händen halten zu können, ist für die Schüler laut Betreuungslehrer Thomas Roland eine wichtige Motivation. »Wenn sie erkennen, dass sie selbstständig etwas für den alltäglichen Gebrauch herstellen können, kommen sie leichter mit gelegentlichen Frustphasen klar.«
Eine Zwischenbilanz drei Monate nach Beginn der Kooperation fällt positiv aus. »Die Jugendlichen konnten ihrer körperliche und geistige Belastungsfähigkeit bereits deutlich steigern. Außerdem sind sie in der Handhabung der unterschiedlichen Werkzeuge deutlich sicherer geworden«, sagt Ausbilder Joachim Kreye. Lehrer Thomas Roland lobt insbesondere das verbesserte Durchhaltevermögen seiner Schützlinge. »Die Jugendlichen erkennen zunehmend, dass es sich lohnt ein Ziel zu verfolgen, auch wenn sie zwischendurch einmal nicht so schnell voran kommen.«
Obwohl die erste Phase des Projekts im Juni ausläuft, hofft die Schule am Weserbogen, die Kooperation mit Fennel im nächsten Schuljahr fortsetzen zu können. »Im Werkstattalltag treten viele Potenziale hervor, die im normalen Schulunterricht oft verborgen bleiben«, sagt Thomas Roland. Ein Jugendlicher aus der momentanen Sechsergruppe stelle sich so geschickt im Umgang mit Metall an, dass er auf lange Sicht darüber nachdenke, eine Lehre in dem Berufsfeld aufzunehmen. »Selbst wer einsieht, dass die Arbeit nichts für ihn ist, nimmt zumindest diese Erkenntnis mit.«

Artikel vom 09.05.2007