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Kreis stellt das
Verkehrsnetz
auf den Kopf

Unis helfen bei der Zukunftsplanung

Von Ingo Schmitz
Kreis Höxter (WB). Mit einem bundesweit einmaligen Vorhaben macht der Kreis Höxter auf sich aufmerksam. Mit Hilfe der Universität Kaiserslautern und der Fachhochschule Lippe und Höxter will der Kreis herausfinden, welche Feldwege, Gemeinde- und Kreisstraßen in Zukunft noch benötigt werden.

»Wir brauchen vernünftige Straßen, auf denen unsere Bürger -Êegal ob sie beruflich oder privat unterwegs sind -Êzum Ziel kommen. Wir haben aber nicht die Kraft, alles zu erhalten. Daher muss das Verkehrsnetz auf ein sinnvolles Maß zurückgeschraubt werden«, meint Landrat Hubertus Backhaus.
Die Untersuchung soll Aufschluss darüber geben, in welche Straßen es sich noch lohnt zu investieren -Êund in welche nicht mehr. Die Gutachter werden aus diesem Grund in die einzelnen Dörfer gehen und dort mit den örtlichen Vertretern -Êauch der Landwirtschaft -Êsprechen, um die künftige Bedeutung der Wege ermessen zu können. Betroffen sind 460 Kilometer Kreis- und 1000 Kilometer Gemeindestraßen sowie 3000 Kilometer Feldwege.
In der kommenden Woche sollen die ersten Untersuchungsergebnisse einer Vorstudie, die sich zunächst auf die Fläche von vier Quadratkilometern beschränkt, präsentiert werden. Anschließend geht es in die Pilotphase, in der das Straßennetz in Teilbereichen von Brakel, Bruchhausen und Ottbergen sowie der nördliche Teil der Stadt Borgentreich untersucht wird.
Michael Werner, Fachbereichsleiter Umwelt, Planen, Bauen, erläutert: »Erst nach Pilotphase wird entschieden, ob die Untersuchung auf den Rest des Kreises Höxter ausgeweitet wird.« Für Landrat Backhaus ist klar: »Wir sind Vorreiter. Das erschwert die Angelegenheit aber auch.«
Jedes Jahr werden allein in den Erhalt der Fahrbahnen 600 000 Euro gepumpt -Êzum Beispiel zur Erneuerung von Fahrbahndecken. Dennoch reicht das Geld nicht aus, um sämtliche Schäden zur Zufriedenheit aller zu beheben. Dennoch kommen gerade den Instandhaltungsmaßnahmen eine große Bedeutung zu -Êsie zögern einen kompletten Neuausbau deutlich heraus. Dazu Hubertus Backhaus: »Obwohl die Baukosten durch den Einsatz von Maschinen günstiger geworden sind, geben wir inzwischen das Doppelte an Mitteln für Instandhaltungsmaßnahmen aus.« In diesem Jahr werden auf neun Kilometern Kreisstraßen die Decken erneuert. Für einen Kilometer Instandhaltung werden 80 000 bis 100 000 Euro gerechnet. Beim Vollausbau -Êalso inklusive Erneuerung des Straßenunterbaus -Êfallen pro Kilometer eine Million Euro an.
Der Kreis ist angesichts der Kosten darum bemüht, sein Straßennetz auszudünnen -Êim Verwaltungsdeutsch heißt das Abstufung. Für die Bürger sind diese Maßnahmen zum Beispiel am Schild »Eingeschränkter Winterdienst« zu erkennen. Derzeit laufen die Vorbereitungen zur Abstufung von Straßen zum Beispiel in Borgentreich (K 21 Lütgeneder bis Stadtgrenze Willebadessen), Brakel (K 39 Ortsausgang Rheder nach Erkeln), Nieheim (K 3 Ortsausgang bis Himmighausen Bahnhof) sowie Willebadessen (K 21 Ikenhausen über Deppenhöfen). Der Beschluss zur Abstufung der jeweiligen Straße muss laut Michael Werner noch im Kreistag gefasst werden. Das bisherige Anhörungsverfahren verlief ohne größere Einwände. Backhaus: »Der Sturm der Entrüstung ist ausgeblieben.«

Artikel vom 09.05.2007