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Eber Gideon
möchte so
gerne bellen

Und in der Kinderstube piept's

Von Elke Hänel
Verl (WB). Bei Elke Schierl piept's - aus sechs kleinen Schnäbeln. Denn in ihrer Wohnung zieht die Tierschützerin zurzeit junge Meisen auf. Als die Waisenkinder zu ihr kamen, waren sie zwölf Tage alt und noch ganz winzig. Inzwischen sind sie schon kräftig gewachsen - kein Wunder bei ihrem großen Appetit.

Jede Stunde greift Elke Schierl tagsüber zur Pinzette und serviert den laut piependen Hungermäulern - besser gesagt Hungerschnäbeln - Beo-Kugeln, die sie zuvor in Wasser eingeweicht hat. »Da ist alles drin, was junge Vögel brauchen«, weiß Elke Schierl aus Erfahrung. Denn schon oft hat die Tierschützerin aus Friedrichsdorf, die sich seit Jahren im Vorstand des Verler Vereins »Tiere in Not« engagiert, verwaiste Jungvögel aufgezogen. »Meisen kommen seltener vor, meist sind es Greifvögel, Käuze, Schleiereulen, Dohlen, Elstern oder Eichelhäher«, erzählt sie. Die sechs kleinen Meisen kuscheln sich momentan noch in einer ausgepolsterten Schüssel zusammen, die auf einem Wärmekissen steht. Hier können sie abwechselnd ruhen und ihre Beo-Kugeln verspeisen, ab und zu gibt's auch schon einen Mehlwurm. »Zum Glück kann ich meine Findelkinder immer mit zur Arbeit nehmen, denn ich arbeite in einer Tierhandlung«, erzählt Elke Schierl. In dem Gütersloher Geschäft waren die jungen Vögel auch von einem Mann abgegeben worden, in dessen Nistkasten auf dem Balkon das Sextett geschlüpft war. Als er feststellte, dass die Eltern nicht mehr zum Füttern kamen, gab er den Nachwuchs in der Tierhandlung ab. Vermutlich die Rettung der Singvögel. Elke Schierl weiß zwar, dass der kritische Punkt in der Aufzucht noch nicht überwunden ist, aber sie ist zuversichtlich, den flauschigen Piepmätzen, sobald sie Federn haben, das Fliegen beibringen zu können. »Das mache ich in einer Voliere, die ich im Garten habe. Bei so kleinen Vögeln geht das ganz gut, größere allerdings bringe ich in eine Auswilderungsstation.« Sobald die Meisen fit sind für ein eigenständiges Leben, wird die Tierschützerin sie freilassen.
Neben dem gefiederten Nachwuchs beansprucht momentan noch ein weiterer ungewöhnlicher Hausgenosse Elke Schierls Zeit und Fürsorge: Mini-Schwein Gideon. Im Sommer vergangenen Jahres hatte »Tiere in Not« bekanntlich vom Tierschutzbund Bonn mehrere Mini-Schweine übernommen, die trächtig waren - wovon die Bonner Kollegen aber nichts gesagt hatten. Der kleine Eber Gideon stammt aus einem Wurf von Januar. Da er Probleme mit der Lunge hatte, zog Elke Schierl ihn auf - mit weitreichenden Folgen. Denn da im Haushalt sechs Jack-Russell-Terrier leben, scheint auch das Schweinchen, das inzwischen dank guter Pflege fit wie ein Turnschuh ist, zu glauben, es sei ein Hund. »Gideon schläft in einem Körbchen, liebt Hundefutter und läuft bei Spaziergängen ohne Leine mit«, erzählt Elke Schierl. So sehr ihr der quirlige kleine Kerl, der noch etwa bis zur Größe eines Cocker-Spaniels auswachsen wird, auch ans Herz gewachsen ist: Der Tierschutzverein möchte den Eber dringend vermitteln, da der Platz für weitere Fundtiere benötigt wird. »Gideon möchte nachts drinnen schlafen, braucht draußen Auslauf und mindestens ein Hund als Kamerad wäre schön«, beschreibt Elke Schierl das Traum-Zuhause für den intelligenten und lustigen Eber. Außerdem möchte »Tiere in Not« vier weitere Mini-Schweine paarweise abgeben, die draußen leben können. Kontakt: Elke Schierl, & 0 52 09/56 33.

Artikel vom 09.05.2007