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Den Opfern ein
Gesicht geben

Projekt der Abendrealschule

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Mit einer Ausstellung im Westfalen-Kolleg veranschaulichen Studierende der Abendrealschule das Schicksal der jüdischen Bevölkerung während der NS-Zeit in der Stadt Paderborn.

»Wir wollen den Namen der 109 ermordeten Paderborner Juden ein Gesicht geben«, erläuterte Projektleiterin Petra Krieger-Brockmann gestern bei einer stimmungsvollen Gedenkstunde in der Kollegaula das Vorhaben, das in rund eineinhalbjähriger Arbeit neben dem Unterricht entstanden ist. Die Studierenden der Arbeitsgruppe »Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage« beschäftigten sich in dieser Zeit mit dem Schicksal der Paderborner Juden in den Jahren 1938 bis 1945. Deren Namen hatten sie bereits im vergangenen Herbst bei der Gedenkstunde für die Opfer des Juden-Pogroms an der ehemaligen Synagoge verlesen.
Auf mehreren Stellwänden haben die Studierenden ihr selbst gewähles Thema unter verschiedenen Aspekten beleuchtet. So werden die Geschichte von ausgewählten jüdischen Familien oder Einzelpersonen skizziert und historische Ereignisse wie die berüchtigte Wannsee-Konferenz zur »Endlösung der Judenfrage« oder Fakten zum Konzentrationslager Auschwitz aufbereitet. Ausgewertet wurden dazu neben dem Buch der Paderborner Historikerin Dr. Margit Naarmann über die ehemaligen jüdischen Familien auch die Veröffentlichungen des jüdischen Dokumentationszentrums Yad Vashem.
Margit Naarmann berichtete bei der Eröffnung der Ausstellung über das jüdische Leben vor und nach dem Holocaust. »Heute erinnert in Paderborn nicht mehr viel an das jüdische Leben«, bilanzierte sie. »Erhalten sind nur das ehemalige Kaufhaus Steinberg und Grünebaum am Rathausplatz und der jüdische Friedhof an der Warburger Straße.«
Studierende der Abendrealschule skizzierten Lebensstationen einzelner Paderborner Juden, spielten die »Festnahme« und die »Deportation« von jüdischen Holocaust-Opfern nach und sprachen einen »Dialog der Zurückgebliebenen«. Anschließend konnten die Gäste der Feierstunde symbolisch nach jüdischer Trauertradition einen Stein auf die Namensfelder der Paderborner Juden ablegen.
Die um eine zufällig zur Präsentation nach Paderborn entsandte, allerdings in flämischer Sprache verfasste Schautafel der Erwachsenenschule im belgischen Mechelen ergänzte Ausstellung ist bis zum Ende dieses Schuljahres im Foyer der Kollegaula am Fürstenweg zu sehen.

Artikel vom 09.05.2007