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Frühling in die Flasche gebannt

Georg Viertmann stellt aus frischen Löwenzahnblüten einen Aperitif her

Von Friederike Niemeyer
Gütersloh-Isselhorst (WB). Er blüht zurzeit mit dem Raps um die Wette: der Löwenzahn. Doch wer hätte gedacht, dass diese Allerwelts-Wildblume nicht nur das Auge, sondern auch den Gaumen erfreut? Den Beweis tritt der Aperitif der Löwenzahnblüte an, den Georg Viertmann aus Hollen herstellt. Ein edler Tropfen, den auch Gastwirte in der Region zu schätzen wissen.

Der 41-jährige Gärtner und Nebenerwerbslandwirt Georg Viertmann ist 1989 in Frankreich bei einem Auslandspraktikum sozusagen auf den - portwein- und sherryähnlichen - Geschmack dieses besonderen Getränks gekommen. Was an der Loire funktioniert, kann doch auch am Teutoburger Wald klappen, sagte sich Georg Viertmann und experimentierte auf dem elterlichen Hof selbst. Die alkoholische Gärung macht aus den an sich nicht besonders geschmacksintensiven gelben Blüten einen echten Gaumenkitzler. Das spezielle Getränk erfreut sich inzwischen einer treuen Fan-Gemeinde, ist sogar mit einer Goldmedaille der CMA als beste Spezialität ausgezeichnet worden. »Ob pur oder beispielsweise als das gewisse Etwas im Prosecco«, wie Viertmann empfiehlt.
Während der 41-Jährige derzeit den Aperitif des Vorjahres abfüllt und fachmännisch Êmit Holzkorken und Siegellacküberzug verschließt, blüht vor der Haustür der neue »Jahrgang«. Normalerweise von Anfang Mai an -Êin diesem Jahr etwas früher -Êgehen dort pro Quadratmeter durchschnittlich 300 Blüten auf, die Georg Viertmann mit seinem selbst gebauten Rechen erntet. »Eine Blüte wiegt etwa ein Gramm. In einen Topf gebe ich 45 Kilogramm, also 45 000 Blüten«, rechnet er vor. Mit 150 Litern Wasser wird ein Tee-Aufguss gekocht. Ist der nach einem Tag auf etwa 70 Grad abgekühlt, wird er gefiltert -Êdie Grundlage für den Aperitif und auch für Gelee, das Georg Viertmann ebenfalls aus Löwenzahnblüte produziert.
Für den Wein wird nun in einem Fass mittels Weinhefe und Zucker der Gärprozess in Gang gebracht. »Dazu kommen noch Gewürze, aber das bleibt mein Geheimnis«, deutet Viertmann vielsagend an. 60 Gramm Restsüße pro Liter enthält das Endprodukt, dazu mindestens 15 Prozent Alkohol -Êum das Getränk ganz natürlich zu konservieren.
Wie viele andere Weine, so wird auch der Löwenzahnblüten-Aperitif mit den Jahren besser, sagt Georg Viertmann. »Die jüngeren Tropfen schmecken frischer, die älteren sind etwas öliger und schwerer, wie alter Portwein.« Eine echte Wissenschaft für sich also. Aber knapp 1000 Liter Aperitif-Verkauf im Jahr deuten schon an: keine Geheim-WissenschaftÉ
www.loewenzahnbluete.de

Artikel vom 09.05.2007