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Einbahnstraße
als Ausweg aus dem Dilemma?

Politik will über City-Verkehr diskutieren

Von Oliver Horst
Versmold (WB). Die WB-Exklusivberichterstattung von Samstag zur Verkehrssituation in der Versmolder Innenstadt hat die politische Diskussion neu angeschoben. Die Vorsitzenden aller fünf Fraktionen im Rat sehen Gesprächs-, viele auch akuten Handlungsbedarf für den verkehrsberuhigten Bereich. Sogar konkrete Testläufe einzelner möglicher Maßnahmen wie etwa eine Einbahnstraßenregelung werden vorgeschlagen.

Wie »prekär und gefährlich die Lage zum Teil ist«, sei Mitgliedern der SPD-Fraktion zuletzt vor wenigen Tagen an einem Informationsstand in der Innenstadt aufgefallen, sagt Fraktionschefin Liane Fülling. »Wir müssen an das Thema nochmal ran. Auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels muss es Veränderungen zugunsten der Fußgänger geben.« Sie selbst halte eine Einbahnstraßenlösung für eine denkbare und kostengünstige Alternative: »Dann haben wir das Problem des Begegnungsverkehrs beseitigt, und die Geschäfte können weiter direkt mit dem Auto angefahren werden.« Dass für diesen Fall die Autos schneller durch die City fahren, glaubt Liane Fülling nicht: »Das Tempo ist jetzt schon hoch.«
Handlungsbedarf sieht UWG-Fraktionschef Thomas Floß seit langem. »Wir haben schon Anfang der 90er Jahre Vorschläge gemacht, die eine Einbahnstraßenlösung vorsahen. Nur leider haben wir damals keine Zustimmung dafür erhalten.« Verschiedene Konzepte aus der Vergangenheit könnten heute als Grundlage eines Testlaufs dienen, um Erfahrungswerte zu sammeln, meint Floß.
»Der Autoverkehr darf nicht aus der Innenstadt verdrängt werden«, schließt CDU-Fraktionsvorsitzender Ulrich Wesolowski eine Fußgängerzone kategorisch aus. »Wenn es aber auch nur punktuelle Möglichkeiten gibt, ohne großen Aufwand Verbesserungen für alle Beteiligten zu erreichen, sollten wir diese umsetzen.« Es sei deshalb richtig, die Situation jetzt politisch zu thematisieren. Zugleich müssten sich die Bürger aber auch hinterfragen, ob sie sich im Innenstadtverkehr richtig verhalten. »Der Rollentausch vollzieht sich bei vielen Fußgängern schnell, sobald sie in ihr Auto einsteigen und umgekehrt.«
Diesen Aspekt greift auch Ulrike Poetter (FDP) auf. Sie hält die Situation für »höchst unbefriedigend«, fordert aber einen Sinneswandel statt Einbahnstraßen oder bauliche Veränderungen: »Von den Autofahrern ist mehr Rücksicht gefordert, um die Position der Fußgänger zu stärken«, appelliert sie. »Den Autofahrern muss klar werden, dass dies die Bedingung für ihren Vorteil ist, direkt bis vor die Ladentür fahren zu können. Andernfalls droht ihnen, ausgesperrt zu werden.«
An ihrem Ziel der autofreien Innenstadt halten die Grünen zwar weiterhin fest. Sie wollen aber auch kleine Schritte mitgehen. »Die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt ist ziemlich mies und es wird viel zu schnell gefahren«, fasst Fraktionschef Wolfgang Beuge seine Ist-Analyse zusammen. Seine Forderung: »Das Verkehrstempo muss so gedrosselt werden, dass der Einkauf als Fußgänger einen Zeitvorteil bringt.« Für mehr Sicherheit und Aufenthaltsqualität gebe es zudem verschiedene Varianten von der Einbahnstraße bis zur klaren Abgrenzung von Fahrbahn und Gehweg etwa durch Anpflanzungen. Das Thema hält Wolfgang Beuge überdies für Chefsachen-würdig: »Ich traue dem Bürgermeister zu, die Sache in die Hand zu nehmen und bis zum Ende zu verfolgen.«

Artikel vom 08.05.2007