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Mit »Braveheart« Grübel in
die achte Oberliga-Schlacht

Sportlicher Leiter neuer Teamchef - Dirk Flock soll Trainer werden

Von Dirk Heidemann
Gütersloh (WB). Eine interne Lösung hat auf die dringendste Frage beim FC Gütersloh 2000 die Antwort gebracht. Wolfgang Grübel wird den Fußball-Oberligisten in der neuen Spielzeit als Teamchef in die laut Präsident Norbert Wöstmann »entscheidendste Saison seit Vereinsgründung« führen. Damit beendet der FCG die Suche nach einem Nachfolger des entlassenen Thomas Stratos.

»Wolfgang Grübel ist unser Mel Gibson. Der schottische ÝBraveheartÜ, der mit dem Schwert in der Hand als unser Anführer in die Schlacht zieht. Die Frisur dafür hat er ja schon«, umschrieb Wöstmann sehr bildhaft den Anspruch, den er an den 51-Jährigen hat. »Ich hatte nicht einmal den Hauch dieser Idee, als ich am 1. Mai zu Norbert ins Büro gefahren bin«, so Grübel, der wenige Stunden später als neuer »Chef« die Räumlichkeiten am Kolbeplatz verließ.
Zuvor hatten Wöstmann, Grübel, Geschäftsführer Bernhard Hartmann und Vize-Präsident Martin Schlautmann ein sieben Punkte umfassendes Papier durchgearbeitet, auf dem das Anforderungsprofil des Hauptverantwortlichen für die 1. Mannschaft festgelegt war. »Nach eingehender Beratung kamen wir zu dem Entschluss, dass keiner unserer Kandidaten dieses Profil erfüllt. Bis auf Wolla Grübel, für den sich dann alle einstimmig entschieden haben«, so Wöstmann, der mit Dr. Jörg Weber seinen persönlichen Favoriten ebenso wenig im vierköpfigen Gremium durchbringen konnte wie Hartmann, der eine Rückkehr von Rob Reekers favorisiert hatte.
Zerschlagen hatten sich zuvor die Hoffnungen, mit Frank Schulz den eigentlichen Wunschkandidaten verpflichten zu können. Mit dem Herner Trainer wurde vor einer Woche drei Stunden lang in Gütersloh verhandelt, eine Vertragsunterschrift schien eigentlich nur noch Formsache zu sein. »Wir haben ihm ein erstklassiges Angebot unterbreitet, zu dem er Ja oder Nein sagen konnte. Die Tendenz war eindeutig positiv«, wollte Schulz nach Angaben von Norbert Wöstmann »nur noch einmal mit seiner Frau sprechen«. Doch dann sei von Schulz eine Forderung gestellt worden, der der FCG nicht nachkommen wollte - der Wechsel war geplatzt.
Nun macht es »Wolla« Grübel, der seinen Posten als Sportlicher Leiter aufgibt und sich in die vorderste Reihe begibt. Allerdings besitzt der 51-Jährige keinen Trainerschein, der FCG benötigt also noch einen »richtigen« Coach. »Wichtig war mir, dass ich mich nicht um die Trainingsarbeit auf dem Platz kümmern muss. Der neue Mann muss zudem Akzeptanz bei der Mannschaft haben«, so Grübel, der seinen Wunschkandidaten bereits benannt hat: Dirk Flock. Der FCG-Spieler zeigte sich vom Angebot allerdings überrascht, wenngleich sich der 34-Jährige durchaus geschmeichelt fühlt. »Eigentlich kommt die Sache für ihn zwei Jahre zu früh, aber Dirk will zumindest darüber nachdenken«, hat Grübel die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
Der Haken: Auch Flock besitzt noch keinen Trainerschein, will in Kürze aber zumindest die B-Lizenz in Angriff nehmen. Der jetzige Interimscoach Jörg Retzer, eigentlich als Co-Trainer für die kommende Saison geplant, soll zwar dreimal pro Woche bei den Einheiten des Oberligakaders dabei sein, sich vorrangig aber weiter um die U 23 kümmern und die Bezirksliga-Reserve auch an den Wochenenden betreuen.
Zudem wurde bekannt, dass Norbert Wöstmann und Martin Schlautmann nicht wie auf der jüngsten Jahreshauptversammlung angekündigt nur noch für ein halbes Jahr als FCG-Vorstand zur Verfügung stehen werden. »Wir ziehen die komplette Wahlperiode als Team durch«, erteilte Schlautmann einer zuvor im Raum stehende außerordentlichen Mitgliederversammlung im Herbst eine Absage. Wöstmann erklärte zudem, die Steuernachzahlung an das Finanzamt in Höhe von 92 000 Euro übernehmen zu wollen und somit den Schuldenstand des Vereins weiter zu drücken: »Jetzt sind noch etwa 80 000 Euro offen«.
Das letzte Kapitel um Ex-Trainer Thomas Stratos wird wohl auch noch einige Zeit offen bleiben. Denn es ist nicht damit zu rechnen, dass es beim heutigen Gütetermin vor dem Bielefelder Arbeitsgericht (13.30 Uhr) zu einer Einigung kommen wird. Stratos, der die fristlose Kündigung vom 10. April nicht akzeptiert und auf eine Fortzahlung seines Gehaltes bis zum 30. Juni 2008 pochen dürfte, wird durch Mario Ermisch vertreten. Die Interessen des FCG werden durch Dr. Werner Gaile von der Gütersloher Anwaltskanzlei Schils und Kollegen wahr genommen. »Ich sehe auf unserer Seite keine Probleme, wir geben sofort Gas«, ist Norbert Wöstmann nur bedingt zu Zugeständnissen bereit und sieht einer möglicherweise folgenden Gerichtsverhandlung gelassen entgegen: »Wenn Thomas Stratos das Ding öffentlich machen will, dann wird es eine peinliche Nummer für ihn werden.«

Artikel vom 04.05.2007