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Arbeiten,
wenn andere
frei haben

Kreativ in Hotel und Küche

Von Elke Hänel
Verl (WB). Arbeiten, wenn Familie und Freunde Freizeit haben: Darauf müssen sich sowohl Hotelfachleute als auch Köche einstellen. Für Sabrina Johannknecht und Andreas Warzecha kein Problem: Ihnen macht ihre Ausbildung in der Hotel- und Gastronomiebranche so viel Spaß, dass sie auch nach der kurz bevorstehenden Abschlussprüfung bei der Stange bleiben wollen und weitere Karrierestufen schon fest im Blick haben.

Andreas Warzecha erlernt im Verler »Landhotel Altdeutsche« den Beruf des Kochs. Beim Besuch der VERLER ZEITUNG ist er gerade dabei, zusammen mit Küchenchef Jürgen Stolte eine große Menge Sauerbraten einzulegen. Nach dem nicht geglückten Versuch, das Abitur zu machen, sei er eher zufällig zum Kochen gekommen, erzählt Andreas Warzecha. Ein glücklicher Zufall, denn die Tätigkeit macht ihm so viel Freude, dass er aus eigenem Antrieb an Wettbewerben teilnimmt - mit Erfolg. So hat er sich wie berichtet gerade für die Landesmeisterschaft des Hotel- und Gastronomienachwuchses qualifiziert. Zwei Voraussetzungen, persönlicher Ehrgeiz und Einsatzbereitschaft auch über das Nötige hinaus, die Jürgen Stolte als unabdingbar für den Beruf des Kochs nennt, erfüllt Andreas Warzecha damit schon. Weiterhin wichtig seien Phantasie und Kreativität, so Stolte. Kochkünste hingegen muss ein Lehrling nicht unbedingt gleich am ersten Tag mitbringen - »aber ein Gefühl für Lebensmittel und den Umgang mit Geräten wie zum Beispiel Messer«, meint der Küchenchef.
Das Berufsbild Koch umfasst indes weit mehr als am Herd zu stehen. Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit, Umweltschutz, Umgang mit Gästen, Beratung und Verkauf, Einsatz von Geräten, Arbeitsplanung, Hygiene, Büroorganisation oder Warenwirtschaft gehören genauso zum Arbeitsalltag wie das Herstellen und Zubereiten von Speisen. Andreas Warzecha besonderes Steckenpferd ist die »kalte Küche« wie etwa Desserts. Um seine Fertigkeiten in diesem Bereich zu verfeinern, will er nach der dreijährigen Ausbildung noch eine Konditorlehre machen. »Später möchte ich dann in der Patisserie eines großen Hauses arbeiten«, schildert er seine Zukunftspläne.
Während Andreas Warzecha sich wieder dem Sauerbraten zuwendet, sitzt seine Kollegin Sabrina Johannknecht (21) gerade an der Rezeption. Die Gütersloherin ist im dritten und letzten Ausbildungsjahr zur Hotelfachfrau, einem sehr vielseitigen Beruf, insbesondere in einem Haus wie dem »Landhotel Altdeutsche«. »Wir haben 45 Hotelzimmer, zwei Restaurants mit insgesamt 120 Plätzen und einen großen Saalbetrieb«, beschreibt Silvia Fortmeier von der Geschäftsleitung das Spektrum. Die angehenden Hotelfachleute müssen alle Bereiche durchlaufen - und dabei stets das Gesamtunternehmen im Blick haben. Servieren, Zimmerservice und -kontrolle, Reservierungen bearbeiten, Gästebetreuung und vieles mehr gehören dazu. »Persönliches Engagement, Freude an Dienstleistung und Liebe zu Menschen sind unbedingte Voraussetzungen«, sagt Silvia Fortmeier. Wer aber mit Freude und Einsatz bei der Sache sei, dem stehe in der Branche buchstäblich die Welt offen. Auch in der »Altdeutschen« selbst sind die Übernahmechancen gut: So möchte auch Sabrina Johannknecht zunächst dort weiter arbeiten, bevor sie als ausgebildete Fachkraft woanders Erfahrungen sammeln möchte. »Vielleicht im Saisongeschäft an der Nordsee oder in Österreich«, so ihre Vorstellungen über die nahe Zukunft. Möglich sei auch, ein Studium folgen zu lassen oder in die Touristikbranche zu gehen, ergänzt Silvia Fortmeier.
Das Landhotel besetzt in der Regel je fünf Ausbildungsplätze im Hotelfach und als Koch. Voraussetzung ist mindestes ein guter Haupt- oder Realschulabschluss. Insbesondere in Mathe wird eine gute Note verlangt, denn in beiden Berufen muss sicher gerechnet werden. Vor jedem Lehrvertrag steht ein Probearbeiten als bezahlte Aushilfskraft, damit beide Seiten testen können, ob der Beruf das Richtige ist.

Artikel vom 04.05.2007