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Firmen-Chefs
empört nach
Zoll-Razzia

Behörde sucht nach Beweismitteln

SchloßHolte-Stukenbrock (kl). »Man hat uns wie Schwerverbrecher behandelt«, darin sind sich Eugen Kokoschka, Manfred Fleiter und Peter Gerdes einig. Auf dem Betriebsgelände ihrer drei Firmen an der Görlitzer Straße hat der Bielefelder Zoll gestern Morgen eine Razzia durchgeführt.

Rund 60 Beamte seien mit elf Fahrzeugen angerückt. »Bis zum Kreisverkehr haben die gestanden. Als ich heute Morgen zum Betrieb gekommen bin, habe ich gedacht, die Polizeischule macht wieder eine Übung«, berichtet Manfred Fleiter. Er stellt sein Betriebsgelände nämlich regelmäßig für Übungen mit Rauschgift-, Sprengstoff- und Leichenspürhunden zur Verfügung.
Gestern Morgen gegen 6 Uhr war es aber anders. Der Zoll war auf der Suche nach Beweismitteln. Dabei ging es laut Beschluss des Bielefelder Amtsgerichtes gar nicht gegen die drei auf Fleiters Gelände beheimateten Firmen Kokoschka & Fleiter GmbH (Geschäftsführer: Eugen Kokoschka), SHS Universalbau GmbH (Geschäftsführer: Peters Gerdes) und F & G Holzbau GmbH (Geschäftsführer: Manfred Fleiter) sondern gegen einen Betrieb, der seinen Sitz an der Alten Poststraße hat, und der für Kokoschka und Gerdes als Subunternehmer tätig war. Dieser Betrieb soll polnische Staatsbürger als Scheinselbstständige beschäftigt haben. Durch die Durchsuchung des Fimengeländes an der Görlitzer Straße hoffte man, an Bautagebücher und Stundenaufzeichnungen zu kommen, so steht es im Gerichtsbeschluss.
»Wir sind eigentlich nur Zeugen in einem Verfahren«, sagt Eugen Kokoschka. »Ich bin gerne behilflich, aber nicht so.« Schon gegen Mittag habe ein Architekt aus Bielefeld nachgefragt, ob es stimme, dass er verhaftet worden sei. »Wie sieht das aus! Wir haben uns um einen Auftrag beim Neubau der Sparkasse beworben.« Kokoschka wird den Verdacht nicht los, dass die Behörde nur einen Vorwand gesucht hat, nach Belastungsmaterial gegen ihn zu suchen. »Jeder, der auf dem Fimengelände befragt worden ist, ist nach mir gefragt worden, ob ich Ýder große BossÜ sei. Aber ich habe eine reine Weste.« Das sei auch in zwei anderen Fällen, in denen er schon eine Razzia über sich habe ergehen lassen müssen, so gewesen. Einmal habe ihn ein ehemaliger Mitarbeiter angeschwärzt, er beschäftige Schwarzarbeiter, ein anderes Mal habe der Verdacht bestanden, er sei an Zigaretten- und Waffenschmuggel beteiligt gewesen. »Alles unbegründet«, sagt Kokoschka: »Es ist diskriminierend: nur weil ich polnischer Herkunft bin. Darf man als Pole keinen deutschen Betrieb führen?« Kokoschka (47) lebt seit seinem siebten Lebensjahr in Deutschland und hat die deutsche Staatsbürgerschaft.
Der besagte Betrieb von der Alten Poststraße ist für Kokoschka und Gerdes Anfang vorigen Jahres tätig gewesen, mit Abbruch- und Aufräumarbeiten, auch Maurerarbeiten. Dann sei er vertragsbrüchig gewesen, so dass man sich sehr schnell wieder getrennt habe. Einmal seien zwei Leute von diesem Betrieb bei ihm aufgetaucht und hätten Geld verlangt, berichtet Kokoschka. »Die habe ich wieder weggeschickt. Später hieß es, das sei ein Missverständnis gewesen.«
Informationen vom Zollamt waren gestern nicht zu bekommen.

Artikel vom 04.05.2007