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Täter rauben
Opfern Handys

Überfall in Lemförde aufgeklärt

Diepholz (WB). Zwei Jugendliche aus Lemförde sind bereits am 22. März in der Hindenburgstraße Opfer eines Verbrechens geworden. Kurz vor Mitternacht traten den Jungen drei vermummte Gestalten mit einem Baseballschläger bewaffnet entgegen und zwangen sie zur Herausgabe ihrer Handys.

Erst vier Wochen später trauten sich die Opfer, zur Polizei zu gehen und das ihnen Widerfahrene anzuzeigen. Aus Angst vor Repressalien hatten sie die Tat nach Angaben der Polizei Diepholz bis dahin weitestgehend verschwiegen und sich nur im Freundeskreis anvertraut.
Dieser doch recht lange Zeitraum wog einen der Tatverdächtigen derart in Sicherheit, dass er sich in seiner Schule mit der Tat brüstete. Diese »Lobeshymnen« kammen einer Zeugin zu Ohren, die mit einem der beiden Opfer befreundet ist. Erst jetzt rangen sich diese dazu durch, die Tat anzuzeigen.
Die Beamten der Polizeiinspektion Diepholz ermitteln innerhalb von zwei Tagen alle drei Täter. Hierbei handelt es sich um Jugendliche und Heranwachsende aus der Samtgemeinde Barnstorf. Sie haben inzwischen umfassende Geständnisse abgelegt.
Ein fehlender fester Wohnsitz und damit einhergehend Fluchtgefahr ist einer der Gründe, warum die Staatsanwaltschaft Verden gegen einen 17-jährigen Tatbeteiligten Haftbefehl beantragt hat, der vom Amtsgericht in Diepholz erlassen worden ist. Der junge Mann hat seinen festen Wohnsitz nun in einer Justizvollzugsanstalt.
Ein weiterer Grund für die Inhaftierung ist laut Polizei Diepholz auch die Schwere der Tat. In dem vorliegenden Fall handele es sich um eine räuberische Erpressung. »Der Gesetzgeber bestraft dies mit einer Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr und hebt sie damit in den Status eines Verbrechens«, teilt die Polizei mit. Erschwerend komme hinzu, dass die drei Täter ihren Forderungen mit einem Baseballschläger Nachdruck verliehen hätten, was die Strafandrohung deutlich erhöhe.
Im Jahr 2006 sind in der Polizeiinspektion Diepholz 159 Opfer von Raubdelikten bekannt geworden. Davon sind 30 unter 18 Jahre alt gewesen. Derartige Delikte sind nicht überproportional vertreten, kommen aber vor.
Gerade Kinder und Jugendliche können als schwächste Glieder der Gesellschaft Gefahr laufen, Opfer von Diebstählen, Räubereien, Erpressungen oder Nötigungen zu werden.
Die Täter sind oftmals Schulkameraden oder Angehörige gleichaltriger Cliquen. Das landläufig bekannte »Abziehen« ist nur eine Bezeichnung für derartige Straftaten.
Eltern sollten dann hellhörig werden, wenn ihre Kinder mit Verletzungen nach Hause kommen oder plötzlich Geld oder Wertgegenstände fehlen, rät die Polizei. Auch das Bestehlen der eigenen Eltern kann ein erstes Anzeichen dafür sein, dass ein Kind erpresst wird. Generell sollten Kinder und Jugendliche keine wertvollen Gegenstände oder größere Geldbeträge mit in die Schule oder auf Feiern nehmen.
»Wichtig ist aber nicht nur, dass Eltern von Opfern die Situation erkennen und damit umgehen müssen, sondern auch Mütter und Väter von potentiellen Tätern. Es ist wichtig, seinen Kindern durch eigenes Konsumverhalten ein Vorbild zu sein und die Konsequenzen von Straftaten deutlich zu machen«, schreibt die Polizei. »Konsequenzen nicht nur für den Täter und seine Zukunft, sondern auch Folgen für die Opfer«.

Artikel vom 04.05.2007