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Horstmann
ist insolvent

Investor tritt von Kaufvertrag zurück

Von Bärbel Hillebrenner
Bad Oeynhausen-Lohe (WB). Die Loher Firma Horstmann GmbH ist insolvent. Die Unternehmensgruppe Eggersmann aus Marienfeld, die Ende März den Betrieb mit 240 Mitarbeitern übernommen hatte, ist vom Kaufvertrag zurückgetreten. Erst jetzt wurde festgestellt, dass die Bilanz 2006 ein Minus von mehr als zehn Millionen statt der bislang errechneten drei Millionen Euro ausweist.

Auf dem europäischen Markt wollte man Stärke zeigen und sich im Wettbewerb mit anderen Unternehmen der Recyclingtechnologie behaupten. Mit diesem Ziel hatten beiden Betriebe sich Ende März zusammengetan (WESTFALEN-BLATT vom 28. März), hatte man doch in der Zusammenarbeit durch den Bau von zehn mechanisch-biologischen Anlagen zur Müllentsorgung seit Jahren gute Erfahrungen miteinander gemacht. »Das Volumen der gemeinsamen Projekte hatte seit 2002 einen Betrag von 180 Millionen Euro angenommen«, heißt es in einer Mitteilung der Eggersmann-Gruppe. So habe man bei der Übernahme auch keinen Zweifel daran gehabt, mit der Oeynhausener Horstmann GmbH einen zu dem Zeitpunkt zwar finanziell schwachen, aber dennoch soliden Partner einzukaufen. Und seitens des Loher Betriebes hatte deren Marketingleiter Eberhard Steiniger noch im März gegenüber dem WESTFALEN-BLATT gesagt: »Wir sind so gut ausgelastet, dass wir zur Abwicklung aller Aufträge einen Partner brauchen.« Finanzielle Schwierigkeiten hatte Steiniger seinerzeit dementiert.
Nun werden sich die Partner jedoch schneller als gedacht wieder trennen. Karlgünter Eggersmann hat von seinem Rücktrittsrecht Gebrauch gemacht und die erworbenen Gesellschaftsanteile zurückgegeben. Gleichzeitig hat er als Geschäftsführer am Mittwoch den Insolvenzantrag gestellt.
Entgegen der Aussage des Marketingleiters der Horstmann GmbH war der Loher Betrieb bereits 2006 in Finanznöte geraten. Die Banken hatten einen Wirtschaftsprüfer bestellt, der allerdings zu der Prognose gelangt war, dass die Geschäfte erfolgreich weitergeführt werden könnten. Die Einschätzung der Gutachter aber erwies sich als falsch. Der Fehlbetrag aus 2006 soll nicht, wie angenommen, einen Betrag von drei, sondern einen Verlust in einem zweistelligen Millionenbetrag ausgewiesen haben.
Die neue Firmenleitung, die Eggersmann-Gruppe, hatte im Rahmen der Übernahme einen erheblichen Geldbetrag zur Lösung der Liquiditätsprobleme beigesteuert. Dadurch konnten die ausstehenden Aufträge - mehrere größere Hausmüll- und Kompostierungsanlagen in Europa - weiter bearbeitet werden. Horstmann lieferte die Technik, Eggersmann die Bauteile. Parallel dazu wurde ein Sanierungskonzept erarbeitet, das nun das eigentliche Desaster offen legte - das Defizit von mehr als zehn Millionen Euro. Diese Höhe könne das Marienfelder Unternehmen nicht ausgleichen, so die Mitteilung. Auch die Banken seien nicht mehr bereit, das Kreditvolumen aufrecht zu erhalten.
240 Mitarbeiter sind von der Insolvenz der Loher Horstmann GmbH betroffen. Der bestellte Insolvenzverwalter wird nach Möglichkeiten suchen, den Betrieb fortzuführen. Aufträge für weitere Projekte sollen bis 2008 in Aussicht gestellt worden sein, hieß es noch im März. Inwieweit diese jedoch abgewickelt werden und zur Entschuldung beitragen können, ist völlig unklar. Der Insolvenzverwalter wird sich in den nächsten Wochen zunächst einen Überblick verschaffen.

Artikel vom 04.05.2007