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Vor 300 Jahren: Hörste
wird zum Kirchspiel

Schon 1246 wurde die Kapelle urkundlich erwähnt

Halle-Hörste (kg). Hörste ist ein bescheidenes Pflaster: Die Kirche ist immerhin genauso alt wie die Gotteshäuser in Halle und Brockhagen. Eine Feier zur ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1246 hat es allerdings zu keinem Jahrestag gegeben. Und genauso wenig feiert Hörste ein anderes Kirchenereignis: Am 7. Mai 1707 hat der preußische König Friedrich I. Hörste die Selbstständigkeit verliehen.

Vor 300 Jahre wurde Hörste Kirchengemeinde - in den Geschichtsbüchern durchaus eine Notiz wert. »Wir sind nicht mehr selbstständig und erinnern deshalb höchstens in einzelnen Gemeindekreisen daran«, sind sich Pastor Burkhard Steinebel sowie die Presbyter Erwin König und Dieter Hagemeyer einig. Hörste gehört längst wieder zur Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Halle. Wie damals, als die Haller Pfarrer noch an jedem zweiten Sonntag in Hörste gepredigt haben - gegen eine Bezahlung von vier Taler und zwölf Silbergroschen im Jahr.
Das Gotteshaus, das einst zur Diözese Osnabrück gehört hat, weist noch immer einen verwitterten Wappenstein an der Westseite des Turms auf, direkt neben den Wappensteinen der Familie Hoberg von Tatenhausen und der Familie de Wendt aus Holtfeld mit der Jahreszahl 1521 - möglicherweise der Zeitpunkt, als aus der Kapelle, die schon der Heiligen Katharina geweiht war, die spätere Kirche wurde. Mit der Berufung des ersten evangelischen Pfarrers wurde auch Hörste 1595 evangelisch.
Per Dekret erhielt die Bauerschaft Hörste 1707 die Selbstständigkeit. Der erste eigene Pfarrer, Henning Brockhaus, unterrichtete auch an der Schule. Auf Bitten der Bürger aus dem Kirchspiel genehmigte der König sogar eine Sonderkollekte: Drei Männer aus Hörste sammelten in Preußen Geld für eine Schulerweiterung, den Bau eines Pfarrhauses und eines Hauses für Schulmeister und Küster. Der Preußische König selbst spendete ebenso wie die Königin, die Kronprinzessin und sieben Prinzen und Prinzessinnen, der Magistrat von Berlin, viele Handwerker und die katholische Kirche in Bochum.
Das Geld reichte für den Beginn. Im Laufe der Jahrzehnte entstanden der Chorraum im Osten, die Sakristei im Südosten, ein drittes Kreuzgewölbe und der Turm im Westen. Gleichzeitig wurde das Pfarrhaus erbaut, das frühere Geschäft Herzog.
Doch am 1. Oktober 1971 verlor Hörste nach 264 Jahren wieder seine kirchliche Selbstständigkeit. Mit etwa 1000 evangelischen Christen war es zu klein - und wurde zusammen mit Bokel und Kölkebeck zum fünften Haller Pfarrbezirk.
Die schlicht-schöne Dorfkirche mit dem besonderen Charme beherbergt übrigens einen besonderen Schatz: Eine spätromantische Klaßmeyer-Orgel aus dem Jahr 1899 ist eine der letzten Schleifladen-Orgeln in Westfalen.

Artikel vom 04.05.2007