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»Was bin ich?« Drogenkurier

Profimäßig Rauschgift transportiert

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WV). Sie tragen das höchste Risiko und verdienen am wenigsten. Drogenkuriere gehen der Polizei weitaus häufiger ins Netz als jene Hintermänner, die richtig Kasse machen.

Martin K. aus Düsseldorf betrieb das Kuriergeschäft professionell. Der 28-Jährige arbeitete für einen Marokkaner namens Hassan im niederländischen Venlo. Er belieferte nicht nur einen mutmaßlichen Großdealer in Altenbeken, sondern hatte zudem noch Kunden in Paderborn, Krefeld, Göttingen und Hamburg.
Insgesamt 24 Schmuggelfahrten mit jeweils zwei Kilo Marihuana - Rauschgift im Straßenverkaufswert von knapp 500000 Euro - legte die Paderborner Staatsanwaltschaft dem ehemaligen Callcenter-Verkäufer zur Last. »Die Abnehmer sind vorher nach Venlo gefahren und haben die Shore bar bezahlt«, schilderte der Angeklagte im Prozess vor dem Landgericht den Ablauf. »Ich habe das Zeug dann über die Grenze gefahren und an vorher vereinbarten Orten übergeben.« Treffpunkte in Paderborn waren ein Parkplatz an der B64 und der Parkplatz eines Möbelhauses. Bei seinen Fahrten sei er stets von einem anderen Fahrzeug begleitet worden. »Die fuhren voraus und gaben dann per Handy durch, ob an der Grenze die Luft rein war.«
Um das Risiko zu minimieren, habe man lieber kleinere Mengen transportiert und sei dafür öfter gefahren. Weil die Dealerbande aber ohnehin schon im Visier der Fahnder war und die Polizei auch Telefone abhörte, schnappte im November vergangenen Jahres die Falle zu. Für jede Kurierfahrt hatte der Düsseldorfer zwischen 200 und 500 Euro bekommen. Das große Geld verdienten Andere.
Martin K. war sofort geständig und nannte auch die Namen seiner Kunden. Die Kooperationsbereitschaft bescherte ihm ein vergleichsweise mildes Urteil von dreieinhalb Jahren Haft wegen Beihilfe zum Drogenhandel.
Sein Kunde Alexander R. aus Altenbeken steht Ende Mai vor Gericht. Er soll mit Marihuana, Amphetaminen und Ecstasy-Pillen gehandelt und Millionen-Geschäfte gemacht haben.

Artikel vom 04.05.2007