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Alle Anlieger müssen ins Boot

Klingenthal: »Königsplatz-Quartier mit Landeshilfe modernisieren«

Von Rüdiger Kache (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). Mehr Parkplätze in der Innenstadt, einen Verzicht auf weitere große Verkaufsflächen an der Peripherie und den kundengerechten Umbau der Quartiere Königsplatz, Busbahnhof und Marienstraße fordert Ferdinand Klingenthal, Paderborner Kaufmann und Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes OWL.

Der Königsplatz sei die größte Herausforderung für Paderborn in der näheren Zukunft, prognostizierte Klingenthal in einem Vortrag vor der CDU-Ortsunion. »Bis ich in Rente gehe, sollte das umgesetzt sein.« Und ein Konzept zeichne sich auch schon ab: In einigen Bundesländern gebe es bereits die Möglichkeit, solche Projekte politisch und planerisch durchzusetzen, wenn ein gewisser hoher Prozentsatz der Anlieger dies wolle. Der Rat sei dann in der Lage, die baurechtlichen Grundlagen dafür zu beschließen. Einzige Voraussetzung: Die Landesregierung müsse dazu den gesetzlichen Rahmen schaffen. »Ich bin zuversichtlich, dass dies mit einem CDU-Bauminister Wittke möglich sein wird.« Dann, so Klingenthal, müssten alle mit ins Boot.
Busstation, Marienstraße, Webergasse, Kleppergasse, Paderberg und Abdinghof müssten in die Überlegungen einbezogen werden, hier attraktive Geschäfte und Gastronomie wieder auf Dauer erfolgreich anzusiedeln, so lautet sein erneuter Vorstoß an Kaufmannschaft und Politik nach vierjähriger Denkpause. Auf eine Verkehrsberuhigung der gesamten Marienstraße komme es dabei nicht an, aber es sei wichtig, dieses städtische Filetstück mit einem Architektenwettbewerb zu begleiten.
Ein Umdenken in Sachen Stadtverwaltungsneubau an der Florianstraße lässt auch Ferdinand Klingenthal durchblicken: »Man muss sich fragen, ob es notwendig ist, an diesem Standort wirklich die Stadtverwaltung mit allen Außenstellen anzusiedeln. »Als stadtnaher Parkplatz ist es mir zurzeit auch recht und diese 600 für alle offenen Plätze müssen bei jeder Überplanung bleiben.«
Als sensibelsten Bereich Paderborns, an den die Planer »mit viel Demut« heran gehen sollten, bezeichnete Klingenthal den Bereich Abdinghof. »Hier müssen Architekten mit kühlem Kopf und Verstand ran.«
Der Wettbewerb der Städte untereinander sei hart, im Fokus ständen dabei insbesondere die jüngeren Kunden. »Paderborn hat dafür eine gute Ausgangsposition, aber es gibt auch hier noch viel zu tun«, betonte Klingenthal. Stadionneubau, Kammerspiele und neue Stadtverwaltung seien einige dieser Themen, doch dürfe man mit den handelnden Personen nicht zu hart ins Gericht gehen. »Man hat einfach zu viel gewollt in zu kurzer Zeit. Ich hoffe, dass daraus Lehren für die Zukunft gezogen werden.«
Diemelstadt als Standort eines riesigen Einkaufszentrums vor den Toren des Kreises sei zwar vom Tisch, aber »das Thema spukt nach wie vor in den Köpfen von Planern und Politikern«, warnt Klingenthal. Sollten benachbarte Bundesländer der Umsetzung solcher Pläne zustimmen, sei ein Dammbruch vorprogrammiert, der auch NRW erreiche. »15 bis 20 solcher Zentren in Deutschland wären vielerorts der Todesstoß für den Einzelhandel.« Klingenthal verwies darauf, dass auf bestehende Einzelhandelsflächen nicht aufgesattelt werden dürfe, man müsse diese vielmehr wiederbeleben. Dazu gehörten weitere citynahe Parkflächen, denn weiterer Handelsumsatz in Paderborn könne ausschließlich von auswärtigen Kunden generiert werden. »Da hilft es uns nicht weiter, wenn seit 30 Jahren Politiker - von Bürgermeistern bis hin zu Beigeordneten - vieles getan haben, um Parkflächen zu beseitigen. Wer uns da nicht unterstützt, mag vielleicht auch nur den Konsum ganz allgemein nicht. Aber dann sollte er dies auch offen zugeben.«

Artikel vom 04.05.2007