04.05.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Radwegeplan ist löchrig

Güterbahntrasse: Planungen sind noch lange nicht spruchreif

Von Dirk Bodderas
Rheda-Wiedenbrück (WB). In Rheda-Wiedenbrück tut man sich schwer mit der Radwegeplanung. Und das nicht erst seit ein paarÊ Jahren.

ZwarÊ habe sich, wie Baudezernent Gerhard Serges jetzt darstellte, in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts einiges getan,Êimmer wieder stießen aber die diversen Ansinnen auf Widerstand - vor allem bei den Anliegern einiger Straßen, an denen besagte Radwege hätten angelegt werden sollen. Peter Berenbrinck von der SPD erinnerte sich nur allzu gut an eine Sitzung anno 1979, als es um die Radwegeplanung entlang der Ringstraße ging. Der Ratssaal war mit Besuchern überfüllt, und die Ringstraße ist noch heute in weiten Teilen ohne vernünftigen Radweg.Ê
Die meisten Bürger, so scheint es, mögen zwar Radwege, können sich aber mit dem Gedanken nicht anfreunden, dass ein paar Zentimeter ihres Vorgartens abgezwackt werden müssen.Ê Berenbrinck sagte während der Sitzung des Verkehrsausschusses, dass schon in den 90er Jahren zwei Millionen Mark in einen Jahreshaushalt eingestellt, aber nur 50 000 ausgegeben wurden. Doch Geld allein, so Gerhard Serges, reiche nicht, man müsse die Pläne schließlich auch umsetzen. Zwei Jahre lang hatte die Stadt sogar einen Radwegeplaner, der fand anderswo einen anderen Job, und die Stelle wurde gestrichen.
Johannes Klink brachte während der Diskussion ein 45-Punkte-Arbeitspapier der CDU aus dem Jahr 1996 ins Gespräch, an dessen erster Stelle der Radwegebau stand. Zehn neueÊKilometer sollten danach jedes Jahr angelegt werden - ein hehres Ziel sei das gewesen, gab Christdemokrat Albert Jürgenschellert zu.
Und jetzt? Er würde gerne etwas für den Radewegebau tun, bekannte Gerhard Serges. Da kommt die alte Güterbahntrasse von Rheda nach Wiedenbrück gerade Recht. Dann, so Serges, könnten wir einen ganzen Abschnitt über Nacht blau machen.Ê Und eine blaue Strecke im löchrigen Rheda-Wiedenbrücker Radwegeplan ist eine fertig gestellte, gut befahrbare Strecke. Nur: Spruchreif sind die Planungen noch lange nicht, schließlich gibt es da noch die Westfälischen Localbahner, die die Strecke reaktivieren wollen. Und mancher Trassenanlieger mag sich mit dem Gedanken nicht anfreunden, dass am »Fußende« seines Grundstückes die Radfahrer unterwegs sind und vielleicht in seinen Garten schauen können.
ÊDass ausgerechnet Rheda-Wiedenbrücks Rückgrat, die Hauptstraße, keinen vernünftigen Radweg habe, sei besonders ärgerlich, findet Gerhard Serges: »Die fertige Planung für die Hauptstraße liegt vor, aberÊauch hier, wie könnte esÊ anders sein,Êgibt es Stolpersteine«. So stößt derÊ angedachte Kreisverkehr (mit entsprechenden Radfahrspuren) an der Musterring-Kreuzung auf Widerstand, weil Anlieger sich nur schwer von einem StückchenÊ eigener Scholle trennen können. Ganz schwierig wird's an der Wonnemann-Kreuzung. Schon für die jetzigen Straßen sei die Fläche zu klein, sagen die Verkehrsexperten. Ein Kreisverkehr ist Êda gar nicht denkbar. Und den Radweg von Rheda nach Wiedenbrück nur stückchenweiseÊ anzulegen, ist für die Radwegeplaner derzeit nicht vorstellbar.
Renate Reckmann (CDU) will erfahren haben, dass der Kreis Gütersloh in den kommenden zehn Jahren in Rheda-Wiedenbrück kein Geld in die Radwege entlang seiner Kreisstraßen investieren werde. Viel Geld fließe nach Rietberg, habe es geheißen.
Fassen wir also zusammen: ÊRadwegeplanung ist ein schwieriges Geschäft und von vielen Faktoren abhängig - vom Willen der Anlieger,Ê Teile ihrer Grundstücke zu verkaufen,Ê von öffentlichen Fördertöpfen, von den Zuständigkeiten (Stadt-, Kreis-, Landesstraße), von der berühmten »Manpower« in der Verwaltung und vom kommunalpolitischen Druck. Dass möglichst viele Radstrecken »blau« sein sollten, ist Konsens.Ê Radfahrer müssen also in Rheda-Wiedenbrück vor allem eines haben: Geduld.

Artikel vom 04.05.2007