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Weniger Fördermittel wegen Fußball-WM

»Initiative Haller Willem« fürchtet NRW-Verkehrsreform - Landespolitiker nimmt sich Kritik an

Altkreis Halle (mapu). Die »Initiative Haller Willem« zittert vor einer Reform im Verkehrswesen, die die schwarz-gelbe Landesregierung noch im Juni verabschieden will. Die Bahnfreunde aus dem gesamten Altkreis befürchten für »ihre« Zugstrecke erhebliche Fördermittelstreichungen und ein Versinken in der Anonymität.

Ausgerechnet im nicht an die Strecke angebundenen Werther keimte für die Mitglieder der Initiative erstmals Hoffnung auf: Die Gruppe hatte den CDU-Landtagsabgeordneten Wolfgang Aßbrock (Enger) am Montag zu einem 45-minütigen Gespräch eingeladen, um ihren kritischen Standpunkt darzulegen. Bürgermeisterin Marion Weike hatte das Wertheraner Rathaus dafür zu Verfügung gestellt.
Doch worum geht es eigentlich? Die Landesregierung plant seit März, die bisher neun Verkehrsverbunde in NRW zu drei größeren zusammen zu fassen, die den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) einschließlich Schienenverkehr regeln. Die Reform soll eine Zuschusskürzung von ganz oben auffangen: Der Bund hat angekündigt, allein in NRW bis zum Jahr 2010 rund 516 Millionen Euro an ÖPNV-Fördermitteln einzusparen, die das Land an die Verkehrsverbunde verteilt. Von diesen Geldern profitiert auch der von Bielefeld bis Osnabrück fahrende Haller Willem.
Doch die Reform werfe insbesondere für die Region OWL ein großes Problem auf, wie Johannes Bartelt von der Initiative meint: »Obwohl wir 55 Prozent der Fläche und ein Drittel der Bevölkerung in NRW ausmachen, erhält OWL künftig nur noch elf Prozent der Fördermittel.« Dies liege an der Berechnungsweise, die die Zahlen aus den Jahren 2002 bis 2006 zur Grundlage nehme. Bartelt: »Da ist es doch klar, dass der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr mit der geballten Fahrgastpower der Fußball-WM klar im Vorteil liegt. Und das kann's nicht sein!«
Ein Vorwurf, dem sich Wolfgang Aßbrock als Mitglied des NRW-Ausschusses für Bauen und Verkehr nicht verschloss. Der CDU-Mann versprach: »Ich werde die Lage überprüfen lassen und die Initiative wird eine Antwort erhalten.«
Ebenfalls sorgt sich die Initiative, dass der Haller Willem bei der künftig zuständigen Verkehrsverwaltung in der Anonymität versinken könnte. »Im Verkehrsverbund OWL sind wir noch wer und unsere Anliegen werden direkt bearbeitet. Aber in einem größeren Verbund, der sich bis weit ins Münsterland erstreckt, geht dieser unkomplizierte Dienstweg verloren«, prophezeit Helga Lange, Initiativenmitglied und Grünen-Sprecherin im Regionalrat. Wolfgang Aßbrock betonte jedoch, »wertvolle Linien wie den Haller Willem mit 4000 Fahrgästen täglich« sichern zu wollen. Das wertete die Initiative ebenso als positives Signal wie ein klares Nein des Regionalrats zur Reform in seiner Sondersitzung vom 23. April.
Der dortige Ratsvorsitzende ist übrigens kein Geringerer als Wolfgang Aßbrock - und er enthielt sich bei der Abstimmung dezent. »Ich will erst einmal abwarten, was die nächste Anhörung zur Reform im Landtag bringt.«

Artikel vom 03.05.2007