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Konzept basiert auf Terroranschlägen

Autobahn 33 für MANV-Katastrophenübung optimal gewählt - Adenauer: »System vorbildlich«

Borgholzhausen (mapu). Als der fingierte Notruf um 21.17 Uhr hinausging, wurde Borgholzhausen zum Epizentrum einer simulierten Katastrophe, die den gesamten Kreis Gütersloh unter Martinshorn-Getöse erschüttern ließ. Die Massenkarambolage auf der A 33 war laut Feuerwehrangaben die umfangreichste Großübung seit Jahren.
Mehr als 500 Rettungskräfte aus dem Kreisgebiet strömten am Freitagabend herbei, um das verblüffend realistisch inszenierte Chaos zu ordnen. 18 völlig demolierte Pkw, ein umgestürzter Bus mit 38 Insassen und ein in der Leitplanke hängender Lkw zeichneten ein Bild der Verwüstung. Die Techniker hatten von 16 Uhr an die Vollsperrung zwischen Dissen und Borgholzhausen optimal zum Kulissen-Aufbau genutzt und die 65 blutig geschminkten Unfalldarsteller trugen mit hysterischen Schauspieleinlagen ihren Teil zu den Rahmenbedingungen bei.
Zwar war bereits 2004 in Steinhagen ein Zugunfall mit erheblichem Aufwand simuliert worden. Doch in Pium wurde kreisweit erstmals das Rettungskonzept für einen »Massenanfall von Verletzten« (MANV) der Alarmstufe drei mit mehr als 21 Opfern auf die Probe gestellt. Dieses Notfallkonzept für Großschadenslagen wurde vor fünf Jahren - auch als Folge der Terroranschläge vom 11. September 2001 - aufgestellt, um die Koordination von Feuerwehr, Polizei und Hilfsorganisationen über kommunale Grenzen hinaus zu steuern.
Laut Landrat Sven-Georg Adenauer gelte das Gütersloher MANV-Konzept in der Region als vorbildlich. Die Übungskosten von rund 10 000 Euro dürften also auch im Sinne der Bürger sinnvoll investiert worden sein. Adenauer: »Wir sind auf Großschadenslagen bestens vorbereitet.« Als optimal entpuppte sich auch die Wahl des letzten Autobahnabschnitts bei Borgholzhausen als Katastrophenort. Weil die A 33 weniger befahren wird als die A 2, hielten sich die Strapazen der Vollsperrung für die Autofahrer schließlich in erträglichen Grenzen.
Der spürbar elektrisierten Atmosphäre auf den Funkkanälen nach war offenbar sogar die strikte Geheimhaltung des seit Dezember 2006 geplanten Manövers gelungen. Entsprechend zielstrebig und vertieft gingen denn auch die Feuerwehrleute des Löschzugs Borgholzhausen-Bahnhof vor, denen es es vorbehalten war, das auf 490 Metern Länge verteilte Desaster als erstes Einsatzkommando zu erblicken.
Eine Premiere feierten innerhalb der MANV-Übung ebenfalls die Alarmierungspläne in den Krankenhäusern im Kreis, die in solchen Extremfällen eine rapide Aufstockung des Personals vorsehen. Eine endgültige Einsatzbewertung muss nach intensiven Besprechungen noch erfolgen.

Artikel vom 30.04.2007