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Mit Berufswelt auf Tuchfühlung

WB-Serie »Abschluss -Êund dann?«: Realschüler sind im Praktikum

Von Stefanie Hennigs
Versmold (WB). Schraubenschlüssel statt Füller, Romane statt Mathebuch, Kinderspielzeug statt Schulsport: Für die Neuntklässler der CJD-Realschule eröffnet sich in ihrem dreiwöchigen Praktikum gerade eine neue Welt -Êdie der Berufstätigen. Und die ist gar nicht so schlecht, stellen zwei Schüler im Rahmen der WB-Serie »Abschluss -Êund dann?« fest.

Ohne ölverschmierte Hände läuft momentan für David Hinnendahl nichts. »Aber das gehört halt dazu«, sagt der 15-Jährige. In der Kfz-Werkstatt »Car-Stop« an der Ravensberger Straße, in der Welt der Bremsscheiben, Motorblöcke und Co. fühlt er sich wohl. Auch Chef Basir Akbary ist zufrieden mit seinem Praktikanten, der nach zwei Wochen den Schraubenschlüssel am liebsten gar nicht aus der Hand legen möchte. »Er ist pünktlich und engagiert«, lobt der selbstständige Werkstattbetreiber.
Das liegt vielleicht auch daran, dass David richtig mit anpacken darf, wenn es ums Wechseln von Reifen, Öl und Getriebe geht. »Vor allem Reifen wechseln ist momentan an der Tagesordnung«, erzählt der 15-Jährige. Er freut sich darüber, dass er nicht nur zum Ausfegen und Aufräumen eingesetzt wird. Denn dabei packen alle mit an, nicht nur der »Prakti«. »Ich kann mir gut vorstellen, auch nach dem Praktikum hier auszuhelfen.« Denn die Arbeit im Team klappt -Êeine Sache, die der Neuntklässler in seinem Praktikum herausfinden wollte. Nur der lange Arbeitstag war anfangs gewöhnungsbedürftig. »Aber es geht, denn zwischendurch kann ich auch Pausen machen.« Für den 15-Jährigen soll es nicht das letzte Praktikum gewesen sein. »Ich möchte weiter schauen, was das Richtige für mich ist. Darum werde ich auch noch mehrere Praktika machen.«
Alles Lesbare außer Schulbücher spielt momentan für Sarah Menzefricke (14) die Hauptrolle. Sie hat ihren Stuhl im Klassenzimmer mit dem Schreibtischstuhl am Ausleihtisch der Stadtbibliothek getauscht. Bücher entgegen nehmen, ausleihen und einsortieren steht für sie auf dem Programm.
Der Blick hinter die Kulissen der Berufswelt hielt für die Realschülerin auch Überraschendes bereit: »Ich hätte nicht gedacht, dass außerhalb der Öffnungszeiten so viel zu tun ist.« Bücher für die Erstausleihe vorbereiten, einbinden und etikettieren, Post holen und und und: »Es gibt einiges zu tun.« Viel Spaß machen ihr auch die Leseratten-Vorlesestunden am Mittwoch, bei denen sie ebenfalls mithelfen kann. »Ob es wirklich mein Traumjob ist, kann ich nach zwei Wochen allerdings noch nicht sagen.« Ein großes Lob spricht jedenfalls die Leiterin der Stadtbibliothek, Christa Brüning, ihrer jungen Kollegin aus: »Sie ist eine echte Hilfe.«

Artikel vom 28.04.2007