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Neun Stunden für die Schulzukunft

14 Kinder absolvieren in Loxten die Premiere des »Prognoseunterrichts«

Von Oliver Horst
Versmold (WB). Kinder, ein Klassenraum, Bücher, Hefte und Stifte: Auf den ersten Blick ist alles wie immer in der Loxtener Grundschule. Doch der Unterricht, den in den vergangenen drei Tagen 14 Kinder besuchten, hatte besondere Bedeutung. Die neun Schulstunden und deren Bewertung durch zwei Lehrer und einen Aufsichtsbeamten entscheiden darüber, ob die Kinder im Sommer die Realschule oder ein Gymnasium besuchen dürfen.

In diesem Jahr hat in NRW erstmals die »verbindliche Schulempfehlung« durch die Grundschule das ausschlaggebende Gewicht, wenn es für die Viertklässler und ihre Eltern um die Wahl der weiterführenden Schule geht. Das hat der Gesetzgeber so beschlossen. Wenn die Lehrer beispielsweise empfohlen haben, das Kind auf die Hauptschule zu schicken, die Eltern aber die Realschule als richtige Schulform ansehen, können sie das -Êanders als in der Vergangenheit -Ênicht mehr alleine entscheiden. In diesen Fällen müssen die Kinder einen dreitägigen »Prognoseunterricht« absolvieren. 14 von kreisweit 110 Kindern wurden von Dienstag bis Donnerstag in der Loxtener Grundschule geprüft.
Mathematik, Deutsch und Sachkunde standen an allen drei Tagen jeweils für die Mädchen und Jungen auf dem Stundenplan -Êund viele Tests. »Das war ganz schön anstrengend, aber okay«, sagt einer der Jungs, der sich für das Gymnasium qualifizieren will.
Schriftliche und mündliche Phasen haben sich im Prognoseunterricht abgewechselt, in dem landesweit einheitliche Prüfungsaufgaben gestellt wurden. Unterrichtet wurden die Kinder von einer Grundschullehrerin und einer Lehrerin einer weiterführenden Schule. Eine Vertreterin des Schulamtes komplettierte das Prüfungsgremium, das den Leistungsstand der Schüler einschätzen sollte. Nur wenn alle drei gemeinsam der Auffassung sind, dass ein Kind nicht für den Besuch einer höheren Schulform als der empfohlenen geeignet ist, bleibt dem Kind der Weg an die gewünschte Schule versperrt. Andernfalls setzt das Ergebnis des Prognoseunterrichts die Grundschulempfehlung außer Kraft.
Wie sie abgeschnitten haben und auf welche Schule sie nach den Ferien gehen können, das sollen die Schüler und Eltern bis Mitte Mai erfahren. Kathrin Divkovic, deren Sohn am Prognoseunterricht teilnahm, hofft, dass die Mühen nicht umsonst waren: »Wenn er am Ende auf das Gymnasium gehen darf, müssen wir hoffen, dass er dort auch tatsächlich einen Platz bekommt, weil die Kinder mit einer eindeutigen Schulempfehlung bevorzugt werden.«

Artikel vom 27.04.2007