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»Für den Wald ist die
Reform ein Rückschlag«

Sparpläne: Private Forstbesitzer befürchten Probleme

Altkreis Halle (kg). Die geplante Verlagerung des Forstamtssitzes nach Minden, also an den obersten Rand eines »Mega-Forstamtes« für Ostwestfalen, sehen die heimischen Waldbauern nach wie vor mit großer Sorge. Ebenso wie andere Sparpläne der landesweiten Forstreform.

Das wurde bei einer gemeinsamen Versammlung der Bezirksgruppen Bielefeld und Gütersloh in der Gaststätte »Zur Linde« in Isselhorst deutlich, zu der sich auch Landrat Sven-Georg Adenauer einfand. »Sollen wir Busse chartern und nach Düsseldorf fahren?«, fragte ein aufgebrachter Teilnehmer angesichts des Vorhabens, das Heidrun Buß-Schöne, die Geschäftsführern des Waldbauernverbandes NRW, vorstellte. Während der Verband eine Totalblockade der Reformpläne ablehnt, fordert auch Arnold Weßling, der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, eine »nüchterne Entscheidung« für einen zentraler gelegenen Standort. »In der Region muss man sich positionieren«, sagte er.
Allein im Kreis Gütersloh sind 330 Waldbesitzer Mitglied des Verbandes. In Bielefeld gibt es 90 dem Verband angeschlossene Waldbauern. »Nordrhein-Westfalen ist das privatwaldreichste Bundesland. Nur 35 Prozent sind Staatsforst«, sagte Forstdirektor Jürgen Oppermann, der Leiter des Forstamtes Bielefeld.
Die privaten Waldbesitzer sind seit den 70er Jahren zusammengeschlossen zu Forstbetriebsgemeinschaften. Diese arbeiten eng zusammen mit den Revierförstern. Unter anderem erhalten die Privaten Tipps zu Aufforstung und Waldpflege sowie Hilfe bei der Vermarktung.
Geplant ist jetzt, Verwaltungsstandorte einzusparen, wie das WB berichtete. Statt 35 Forstamtssitzen sollen es künftig nur noch 16 sein. 358 Forstreviere sollen auf 300 herunter gefahren werden, 148 Mitarbeiter ausgegliedert und der Landeszuschuss an den Landesbetrieb Wald und Holz schrittweise reduziert werden. Gleichzeitig will das Land sich einige Leistungen höher bezahlen lassen. »Das ist ein Rückschlag für den Wald«, findet Karl-Heinrich Hoyer, der Vorsitzende der Bezirksgruppe Gütersloh. Und die Geschäftsführerin des Verbandes stimmt ihm zu. »Die Errungenschaften seit den 70-er Jahren, als zum Beispiel die Betriebsgemeinschaften gegründet wurden, stehen vor großen Veränderungen«.
Die Revierförster sollen künftig viel mehr Aufgaben übernehmen, die heute noch in den Ämtern wahrgenommen werden. »Ob wir die Einheitsforstverwaltung noch lange halten können, ist fraglich«, sagte Forstdirektor Oppermann und fügte drastisch hinzu: »Keiner weiß, wie viele Privatwald-Reviere zur Schlachtung anstehen!«
Der Waldbauernverband fordert deshalb, dass die Förster auf der Fläche weiterhin in ausreichender Anzahl und Verteilung für die Privatwaldbesitzer zur Verfügung stehen - ein Wunsch, für den es auch schon Zusagen geben soll. Entgelte müssen bezahlbar bleiben, finden die Waldbauern und erinnern daran, dass die Wälder erst seit 40 Jahren geöffnet sind. Wenn der Staat sich aus der Leistung herausziehe, könne er auch nicht verlangen, dass die Öffentlichkeit die Wälder überall betreten könne. Der Landesbetrieb müsse Dienstleister sein. Doch der Waldbesitzer müsse auch das Recht haben, die Holzvermarktung in eigene Hände zu nehmen.

Artikel vom 28.04.2007