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Hat Verwaltung Haller Landwirt falsch beraten?

Massiver Ärger mit Nachbarstädten wegen geplanter Umsiedlung von Milchviehbetrieb

Von Stefan Küppers
Halle/Borgholzhausen (WB). Hat die Stadt Halle einem Landwirt für dessen Umsiedlung falsche Ratschläge erteilt? Diese Frage stellt sich im Zuge der geplanten, aber hoch umstrittenen Umsiedlung des Milchviehbetriebes Potthoff nach Borgholzhausen.

Der Betrieb von Jörg Potthoff (47) am Künsebecker Weg, wo derzeit 140 Milchkühe gehalten werden, soll umgesiedelt werden. Hauptgrund: Die Stadt Halle will den Hof aufkaufen, um ein weiteres Neubaugebiet ausweisen zu können. Hinzu kommt, dass der Hof Potthoff auch bei einem Verbleib wegen der bereits vorhandenen Bebauung keinerlei Entwicklungsmöglichkeiten mehr hätte. Dabei möchte auch Potthoffs Sohn (25) den Betrieb weiterführen.
Es muss also ein Standort für den Aufbau eines neues Betriebes gesucht werden. Und das macht jetzt soviel Ärger, dass es gestern in Borgholzhausen eine Demonstration empörter Bürger und scharfe Kritik des Bürgermeisters an den Plänen und dem Verhalten der Haller Stadtverwaltung gab.
Potthoff will nach eigenen Angaben einen Milchviehbetrieb mit etwa 250 Kühen aufbauen, sich dabei auch Möglichkeiten für den Bau einer Biogasanlage erhalten. Auf dem Gebiet der Stadt Halle, so erklärte Bauamtsleiter Jürgen Keil auf Nachfrage, fand sich keine Lösung für den Neuaufbau des Betriebes. Potthoff knüpfte dann offenbar selbst Kontakte zu einem Landwirt in Borgholzhausen, der 27 Hektar an zwei Standorten in den Ortsteilen Barnhausen und Berghausen veräußern will.
Potthoff hat einen Teil der Flächen bereits gekauft. Und der Landwirt sagte gestern dem WB, dass ihn die Stadtverwaltung Halle zum Kauf auch ermutigt habe. Die Flächen in Borgholzhausen könnten sicherlich bebaut werden, sei ihm signalisiert worden. Tatsächlich hat die Stadt Halle das Gutachterbüro Akkus (Bielefeld) bezahlt und beauftragt, um zu einer Einschätzung über die Bebaubarkeit zu kommen. Nach Auskunft von Keil sind beide Standorte aus ökologischen und emissionsschutzrechtlichen Gründen für einen großen Milchviehbetrieb geeignet. Allerdings sei nicht bis ins Kleinste geprüft worden, so Keil.
Wenn aufgrund des massiven Widerstandes die Flächen nun doch nicht bebaut werden können, hätte der Landwirt womöglich umsonst gekauft. Keil betonte, dass die Stadt Halle an den Grundstücksverhandlungen nicht beteiligt gewesen sei. »Im übrigen kann ich auch keine Aussagen zu Grundstücken auf Borgholzhausener Gebiet treffen.« Sicher könne man bezüglich einer Bebauung ohnehin nur sein, wenn man eine positiv beschiedene Bauvoranfrage habe. Zu der Kritik aus Pium und Werther wollte er sich nicht öffentlich äußern.
BORGHOLZHAUSEN

Artikel vom 27.04.2007