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Breite Empörung über Verhalten von Halle

Demo im Rathaus zu geplanter Umsiedlung von Milchviehbetrieb - Auch Keller ist verärgert

Von Stefan Küppers
Borgholzhausen (WB). Die geplante Umsiedlung eines landwirtschaftlichen Betriebes aus Halle nach Borgholzhausen hat gestern zu empörten Reaktionen von Bürgern im Rathaus geführt. Während der Ratssitzung übte auch Bürgermeister Klemens Keller scharfe Kritik an den Umzugsplänen sowie am Verhalten der Stadt Halle.

Alarmiert von den Umzugsplänen strömten gestern Abend mehr als 50 Bürger zu der Piumer Ratssitzung, um dem Neuaufbau eines Milchviehbetriebes mit 250 Stück Vieh (es soll auch schon von 300 Stück die Rede gewesen sein) Einhalt zu gebieten. Insbesondere stören sich viele Bürger auch an den Plänen für eine Biogasanlage, deren Bau der umzugswillige Landwirt als Option erhalten will.
In einem völlig überfüllten Rathaussaal (Keller: »So etwas haben wir hier schon lange nicht mehr erlebt!«) merkten die Demonstranten schnell, dass sie den Bürgermeister grundsätzlich auf ihrer Seite haben, was ihm viel Beifall brachte. Klemens Keller ärgert es nämlich, dass die Stadt Halle ihre städtebaulichen Probleme auf Kosten von Borgholzhausen lösen will. Und es ärgert ihn weiterhin, dass die Stadt Halle Gutachten über die Bebaubarkeit von Grundstücken in Borgholzhausen in Auftrag geben lässt, ohne die Piumer Stadtverwaltung darüber vorher informiert zu haben.
Keller informierte, dass zwei Standorte für die Ansiedlung des Milchviehbetriebes mit großem Offenstall ins Auge gefasst sind. Zum einen eine drei Hektar große Fläche oberhalb des Berghauser Weges sowie eine neun Hektar große Fläche in Barnhausen in der Nähe der Kläranlage Theenhausen. Dort wäre der landwirtschaftliche Betrieb nur etwa 350 Meter von Wohnsiedlungen in Theenhausen entfernt, was auch bereits Werthers Bürgermeisterin Marion Weike auf den Plan gerufen hat. Sie hält den Betrieb an einem solchen Standort für ungeeignet, da es keine Erweiterungsmöglichkeiten gebe. Im übrigen gebe es für einen Hof keine Erschließung, die Straße zur Kläranlage dürfe dafür nicht genutzt werden.
Keller hält beide Standorte für eine Umsiedlung ungeeignet. In Berghausen sei das Landschaftsschutzgebiet betroffen. Es seien starke Beeinträchtigungen der Landschaft und Zerstörungen des Landschaftsbildes zu befürchten. In Bezug auf die ungelöste Erschließung in Barnhausen mangele es ganz erheblich an öffentlich-rechtlichen Voraussetzungen für eine solche Neuansiedlung. Im übrigen ist es nach Kellers Auffassung ökologisch und ökonomisch absurd, wenn der Milchviehbetrieb die meisten seiner Flächen weiter in Halle liegen hat.
»Wir werden alle Mittel ausschöpfen, um die Ansiedlung zu verhindern«, fand Keller deutliche Worte. Notfalls müsse man gegen die Gutachten angehen, wusste Keller von einem weiteren meterologischen Gutachten, das neu von Halle in Auftrag gegeben worden sei. Keller: »Ich hoffe, dass dieses Signal heute aus Pium so stark ist, dass in Halle ein Umdenken einsetzt.« LOKALES HALLE

Artikel vom 27.04.2007