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Frau seit zwölf
Jahren verfolgt

Psychisch Kranker spricht von »Liebe«

Borgholzhausen/Halle (vf). »Ich kann verstehen, dass man mit jemandem, der in der Klapsmühle sitzt, nichts zu tun haben will.« David P. ist psychisch krank - das weiß er offenbar selbst.

Seit mittlerweile zwölf Jahren stellt er einer Borgholzhausener Landwirts-Tochter nach. »Ich denke jeden Tag an sie und spüre, dass auch sie etwas von mir will. Ich weiß, dass wir von Gott füreinander bestimmt sind«, meinte David P. auf der Anklagebank des Haller Amtsgerichtes, auf der er sich wegen Hausfriedensbruch verantworten musste.
Bereits einmal hatte er im Kinderzimmer der damals 13-Jährigen und ihrer jüngeren Schwester gestanden. »Eine traumatische Erfahrung, die sie bis heute nicht verarbeitet hat«, berichtete ihr Vater vor Gericht. Eine Einweisung in die Westfälischen Kliniken in Gütersloh sollte seine psychische Krankheit heilen, noch bis Februar 2008 ist sein dortiger Aufenthalt angeordnet. Doch bisher nur mit mäßigem Erfolg. Denn wenn David P. einmal seine Psychopharmaka nicht genommen hatte, kam ihm erneut der Gedanke an die Tochter des Landwirtes. Und der Gedanke, sie unbedingt wieder sehen zu wollen.
Mehrere Male war er bereits ausgebüxt und hatte sich auf den Weg von Gütersloh nach Borgholzhausen gemacht. So auch im September vergangenen Jahres. Am frühen Morgen habe er in der Küche gestanden, nach Auskunft von Richter Peeter Wilhelm Pöld nur bekleidet mit einem Handtuch um den Bauch, wo er auf die jüngere Schwester traf. Auf die Frage, ob Karina (Name geändert) zuhause sei, sei sie weggerannt und habe nach ihrer Mutter geschrien. Es habe ihm aber niemand gesagt, dass er gehen solle, war sich David P. bei der Verhandlung sicher. Landwirt Werner A. (Name geändert) war da jedoch anderer Meinung.
In der Vergangenheit hatte David P. bereits schon mal vor Gericht gestanden. Um wieder Anschluss an das gesellschaftliche Leben zu finden, hatte ihn der Piumer Landwirt Werner A. vor mehreren Jahren im Rahmen einer Arbeitserprobungs- und Reintegrationsmaßnahme auf seinem Hof arbeiten lassen. Doch die Folgen für den Piumer waren fatal. Denn David P. hatte sich in die Landwirts-Tochter verliebt.
Das aktuelle Verfahren wurde ausgesetzt, da die Staatsanwaltschaft auf einen raschen Prozessbeginn gedrängt hatte und deshalb kein medizinisches Gutachten erstellt worden war. Wie Richter Peeter Wilhelm Pöld erklärte, soll vor einer erneuten Verhandlung - sollte es dazu kommen - zunächst ein Gutachten angefertigt werden. Darin soll geklärt werden, ob David P. zum Tatzeitpunkt voll schuldfähig war.

Artikel vom 25.04.2007