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Farben aus Leinöl, Ei und Pigment

Ausstellungseröffnung im Rathaus

Borgholzhausen (el). Ihr Orientierungspunkt ist die Natur, die Motivation die Farbe. Die Osnabrücker Malerin Karin Krohs präsentiert noch bis Mittwoch, 6. Juni, eine Auswahl ihrer Werke im Borgholzhausener Rathaus.
35 Interessierte verschafften sich bei der Eröffnung am Sonntag schon einen ersten Eindruck, doch: Hier muss man genauer schauen.
»Die Farbe ist der vornehmliche Impuls«, verriet Barbara Rübartsch den Vernissage-Besuchern. Die ehemalige stellvertretende Leiterin der Volkshochschule Lengerich hat Karin Krohs über lange Jahre begleitet und dabei immer ein besonderes Auge auf ihre Entwicklung gehabt. So lenkte sie auch bei der Begrüßungsrede den Blick auf die Veränderungen, die zwischen den einzelnen Werken spürbar seien - zum Teil sogar in nur einem einzigen Werk. Zwar findet die Künstlerin, die bis 1989 Kunst an Grund- und Hauptschulen unterrichtete, es schwer, ihre eigenen Bilder zu erklären, »weil man immer etwas sieht«. Doch was man da sieht, ist durchaus Interpretationssache.
Sind die frühen Landschaften noch recht naturgetreu, so verschwimmen die Farben bei späteren Werken zunehmend zu impressionistischen Stimmungen. »Karin Krohs' Stil«, fasste Barbara Rübartsch zusammen, »stellt hier neben die transparente Verschmelzung eine Tiefe und Dichte der Farbe, die konzentrierte Erinnerungen auf die Leinwand bannt.« Das gilt für die Aquarelle, bei denen eine Verinnerlichung des Moments Gestalt gewinnt, der nicht vor Ort, sondern in der Rückschau im Atelier zum gemalten Gefühl wird.
Mehr noch ist dies jedoch bei den Tempera-Bildern der Fall. Für sie mischt Karin Krohs aus Ei, Leinöl und Pigment ihre eigenen Farben an. Farben, denen sie sich einfach näher fühlt als denen aus der Tube. Und mit dieser Nähe gelingen dann aus vermeintlich simplen Blumenansichten Abstraktionen, die in ihrer Auflösung die Farbe an sich zum eigentlichen Ausdruck des Bildes erheben. »Die Farben werden kräftiger, dynamischer, abstrakter, die Bilder immer mehr zur inneren Schau«, erklärte Barbara Rübartsch. Eindrücke aus Gedichten fließen zusätzlich ein und verstärken die Bilder in ihrer Vielschichtigkeit und Eindrücklichkeit.
Sie riet daher am Sonntag allen Besuchern, noch einmal wieder zu kommen und sich in aller Ruhe in die schwebenden Farbwelten von Karin Krohs zu versenken. Mit einem Zitat aus einem Gedicht von Paul Celan, das Impuls zu dem Bild »Jenseits der Menschen« war, öffnete sie dabei probeweise schon einmal diesen meditativen Zugang.

Artikel vom 24.04.2007