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25 000 Tonnen Mais werden zu Biogas

Anlage soll im Steinbruch Foerth entstehen - Haller gestern zu Ortstermin in Petershagen

Von Klaus-Peter Schillig
Halle (WB). In Halle soll im kommenden Jahr eine der größten bisher in NRW gebauten Biogas-Anlagen entstehen. 25 Interessenten aus Verwaltung, Politik und Nachbarschaft besichtigten gestern eine ähnliche Anlage in Petershagen.
Ursula Thering von der Umwelt-Abteilung des Kreises Gütersloh im Gespräch mit Manfred Meyer-Gattermann von der Betreibergesellschaft MIC (links) und Halles Vize-Bürgermeister Fritz Weßling.
Ein Überblick über die Biogas-Anlage in Petershagen. Die im Steinbruch Foerth geplante Anlage wird doppelt so groß.

Was die in Hameln ansässige Gesellschaft »MIC« in Sichtweite des Petershagener Kohlekraftwerkes konzipiert hat, ist allerdings nur halb so groß wie die Anlage, deren Bau noch in diesem Jahr im ehemaligen Steinbruch Foerth begonnen werden soll. Die Biogasanlage nahe der Grenze zu Niedersachsen wird von einem Landwirt privat betrieben und leistet mit einem Blockheizkraftwerk (BHKW) 716 Kilowatt. In Halle sollen zwei Stränge dieser Art mit einer Gesamtleistung von fast 1,5 Megawatt entstehen, was einer Jahres-Arbeitsleistung von mehr als 13 000 Megawatt entspricht.
Gefüttert werden soll die Anlage vorrangig mit Maissilage, aber auch mit großen Mengen an Gras. Möglich wäre auch Roggenschrot - mit oder ohne Halm. Trockenfermentation nennt sich dieses Verfahren, das gänzlich ohne den Einsatz von Gülle auskommt. Die in der Fermentation aktiven Bakterien produzieren Methangas, das im angeschlossenen BHKW verbrannt wird. Der dabei entstehende Strom - eben die 1,5 Megawatt - wird ins Netz der Technischen Werke Osning eingespeist. Abzugeben haben die Betreiber auch 500 Kilowatt Wärme. Erste Gespräche sind bereits mit Storck und der Spedition Schulze geführt werden, die Wärme zum Heizen benötigen, damit aber auch ein Kälteaggregat betreiben könnten.
Die flüssigen Gärreste können als Dünger wieder auf Äcker ausgebracht werden, für die festen Reste sind mehrere Verwertungen denkbar: als Brennstoff oder Blumenerde beispielsweise.
Rudolf Beul, Nachbar des Steinbruchs Foerth, rümpfte in Petershagen erst einmal die Nase. Dort nämlich lagert der silierte Mais unter freiem Himmel. Christoph Isert von der Hersteller-Firma »Bio-Energy« aus Bad Oeynhausen und Manfred Meyer-Gattermann von MIC konnten ihn weitgehend beruhigen: In Halle werden alle Gebäude - also beide Hauptfermenter (sechs mal sechs mal 26 Meter), die runden Nachfermenter, die Gärrestelager (jeweils 26 Meter Durchmesser) und das Silagelager geruchsdicht überdacht.
350 Hektar
Anbaufläche
Nicht nur über die Abnahme der erzeugten Energien wurden bereits Vorgespräche geführt, sondern auch über die Lieferungen der nachwachsenden Rohstoffe. Landwirt Reinhard Wagemann aus Hörste ist hier einer der Vorreiter. Immerhin werden pro Jahr mehr als 25 000 Tonnen Mais und Gras benötigt. Nötig für den Mais ist etwa eine Anbaufläche von 350 Hektar. Weil die Anlagen-Betreiber die Rohstoffe selbst silieren wollen, werde es ein erhöhtes Fahrzeugaufkommen nur während der Erntezeit geben. Im Schnitt sechs Lieferungen pro Stunde, das etwa drei Wochen lang, würden über die Industriestraße rollen, kündigte Meyer-Gattermann an.
Wagemann zerstreute im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT Befürchtungen, rund um Halle könne es bald eine Mais-Monokultur geben. Die 350 Hektar entsprächen gerade zehn Prozent der Stilllegungsflächen rund um die Stadt. Und außerdem sei jeder Landwirt verpflichtet, mindestens drei verschiedene Früchte anzubauen.
MIC baut zur Zeit zwei weitere Anlagen dieser Größenordnung in Steinheim und Hessisch-Oldendorf, hat für das Haller Biogas-»Kraftwerk« auch schon zwei Investoren an der Hand. Die Hamelner Gesellschaft möchte die Anlage bei Foerth - Kostenpunkt: 7,5 Millionen Euro - am liebsten selbst betreiben. Landwirte und auch Nachbarn können aber noch mit einsteigen in die Finanzierung - und den Gewinn.

Artikel vom 24.04.2007