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Wort zum Sonntag

Heute von Pfarrerin Silvia Schultz

Silvia Schultz ist Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde in Borgholzhausen.Foto: WB

»Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln . . .« - Vielen sind diese Worte des 23. Psalms bekannt und vertraut. Schafe und ihre Hirten haben wir heute zwar nur noch selten vor Augen. Aber es ist ein Bild, das uns nach wie vor anspricht. Es weckt unsere Sehnsucht danach, Schutz und Obhut zu finden, Wegweisung und Orientierung zu erhalten und immer wieder neue Lebensfülle geschenkt zu bekommen. Da ist einer, der für uns sorgt. Da ist einer, der sich einsetzt für uns, für seine Geschöpfe. So hat Jesus Christus das gute Leben, seine Bequemlichkeit aufgegeben, und sich stattdessen - wie ein Hirte - für die Menschen eingesetzt, sich selbst aufgeopfert für uns, voller Mitgefühl oder mit einem alten Wort gesagt: barmherzig. »Misericordias Domini« - »Barmherzigkeit des Herrn« heißt der kommende Sonntag mit seinem Thema des guten Hirten.
Nun ist dieser gute Hirte, Jesus von Nazareth, den Jüngern gestorben. Und auch als Auferstandener ist er nicht mehr in gleicher Weise für sie anwesend und erreichbar wie vorher. Aber genau das tun Hirten doch nicht: Sie gehen nicht weg, sie stehlen sich nicht davon. Sondern den guten Hirten zeichnet aus, dass er treu und zuverlässig für die ihm Anvertrauten da ist. Und so sorgt Christus also für Vertretung auch hier auf Erden: Wir sollen füreinander Hirten und Hirtinnen sein. Im Johannesevangelium ist es der Jünger Petrus, der von dem Auferstandenen beauftragt wird: »Weide meine Schafe!«
In Petrus und seiner Geschichte mit Jesus können wir uns mit unserem Glauben und mit unserem guten Willen wiederfinden: Petrus, der starke Fels! In dem Petrus, der im Wasser versinkt, finden wir uns aber wohl auch mit unserer Ängstlichkeit und mit unserem Versagen wieder. »Ich kenne ihn nicht« - dreimal hat Petrus Jesus nach dessen Gefangennahme verleugnet. Dreimal bekommt Petrus nun eine neue Chance und wird von dem Auferstandenen gefragt: »Hast du mich lieb?« In einem sehr seelsorgliches Gespräch nagelt Jesus Petrus nicht auf seiner Schuld fest oder deckt ihn mit Vorwürfen zu, sondern er lässt ihm die Chance, seine guten Absichten und seine Liebe zu Jesus auszusprechen. Es geht nicht so sehr um die Vergangenheit, als vielmehr um die Gestaltung der Zukunft. Vergebung geschieht und Neubeginn wird möglich. Trotz seines Fehltritts wird Petrus eine neue Aufgabe zugetraut und anvertraut. Er kann und soll Hirte für andere sein.
In der Gemeinde Jesu Christi übernehmen Menschen Verantwortung füreinander und leben so in der Nachfolge Jesu. Gut in unserer Welt, in der von manchen Seiten propagiert wird, sich nur um das eigene Wohlergehen und Fortkommen zu kümmern. Gut für Gottes Welt und gut für uns, wenn Nächstenliebe, Fürsorge und Solidarität mit den Schwachen nicht in Vergessenheit geraten. Wir sollen dazu beitragen. Jesus Christus traut uns das zu.

Artikel vom 21.04.2007