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Üppige Schönheit in Hülle und Fülle

Der kolumbianische Maler und Bildhauer Fernando Botero wird heute 75

Bogotá (dpa). »Ich habe immer behauptet, dass Kunst gefallen und nicht verstörend sein soll«, hat der weltbekannte kolumbianische Maler und Bildhauer Fernando Botero einmal gesagt. Fernando Botero neben einer seiner Skulpturen in Tokio. Foto:dpa

Die gutmütigen, fettleibigen Figuren ohne direkte politische Aussage haben ihm in den vergangenen vier Jahrzehnte Weltruhm und Dollarmillionen eingetragen. Aber der Künstler, der heute 75 Jahre alt wird, hat sich dennoch politisch eingemischt. Obwohl er nach eigenen Worten immer dagegen war, die Kunst als Waffe im politischen Kampf zu verstehen, hat er die Gewalt in seiner von einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg zerrissenen Heimat in der Kunst aufgegriffen.
Meistens strahlen Boteros mollige und oft überdimensionierte Figuren eine große Heiterkeit aus, die Trost spendet. Wer etwa in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá unvermittelt auf eine der augenscheinlich unter dem Einfluss von Peter Paul Rubens entstandenen Skulpturen Boteros trifft, wird sich trotz der verzweifelten Lage vieler Kolumbianer bei einem Lächeln ertappen. Seine Kunst sprengt nicht nur auf subversive Weise das Modediktat der Wespentaillen, sondern strahlt durch die runden und harmonischen Formen auch eine bewusste Naivität und Gelassenheit aus.
Geboren wurde der Künstler in Medellín, der Hauptstadt der Provinz Antioquia. Der Vater starb früh und hinterließ der Familie nur wenig. Ein vom Stierkampf begeisterter Onkel schickte den Jungen zunächst auf eine Schule für Toreros. Nach zwei Jahren aber tauschte Botero den Degen gegen den Pinsel und arbeitete zunächst als Illustrator für die angesehene Zeitung »El Colombiano«. In diese Zeit der frühen 50er Jahre fallen seine ersten Ausstellungen. Später arbeitete, studierte und unterrichtete er in Spanien, Italien, Frankreich, Mexiko und den USA. In den frühen Arbeiten von 1963 bis 1966, aus einer Acryl- Sägespäne-Masse modelliert und dann angemalt, versuchte er den Ausdruck und die Farben der Skulpturen aus der Kolonialzeit wiederzugeben. Ebenso tief wie die Beziehung Boteros zu dieser Volkskunst erwies sich sein Verhältnis zur präkolumbianischen Kunst.
In Kolumbien lebt und arbeitet Botero nur noch selten. In Paris entstanden seine Gemälde, in New York Zeichnungen, und die Sommermonate in der kleinen italienischen Stadt Pietrasanta sind mit der Arbeit an Skulpturen ausgefüllt. Sein Werk umfasst mehr als 2000 Gemälde, 3000 Zeichnungen und 100 Skulpturen.

Artikel vom 19.04.2007