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Hain steht nicht zur Diskussion

Startplatzgarantie für Arminias Torwart - Kritikern wirft er Feigheit vor

Von Dirk Schuster (Text)
und Stefan Hörttrich (Fotos)
Herzlake (WB). Nach der Niederlage gegen Frankfurt geriet er in die Schusslinie. Jetzt ist Mathias Hain aus der Deckung gekommen. Arminia Bielefelds Kapitän sagte: »Mit Kritik kann ich umgehen. Aber nicht von Leuten, die so feige sind, sie mir nicht ins Gesicht zu sagen.«

Die Vorgeschichte ist die: Im Anschluss an das 2:4 gegen die Eintracht sollen Vereins-Offizielle laut über einen Torwartwechsel (Marc Ziegler für Hain) nachgedacht haben. Hain (Vertrag bis Juni 2008) blieb das nicht verborgen. Doch er meint: »Wer so etwas behauptet, der muss auch den Hintern in der Hose haben, dafür einzustehen.« Der Torwart sei »der Letzte, der sich von Fehlern freispricht. Aber gegen Frankfurt habe ich keinen Fehler gemacht.«
Drei der vier Eintracht-Treffer hatte der 34-Jährige nicht verhindern können. Nur das Gegentor zum 1:2 gab Diskussionsspielraum. Ein hoher Freistoß an den Fünfmeterraum, Hain blieb auf der Linie statt herauszukommen. Er ist überzeugt, auch in dieser Situation das Richtige getan zu haben, selbst wenn er danach den Ball aus dem Netz holen musste.
Thomas Schlieck sieht das ebenso. Arminias Torwarttrainer: »Er hat in diesem Moment richtig entschieden. Es war ein stabiles Spiel von Matze. Darum war für mich ein Torwartwechsel vor der Partie jetzt in Wolfsburg nie ein Thema.« Für Ernst Middendorp genau so wenig: »Hain wird definitiv spielen. Basta.« Eine klare Ansage vom Chefcoach, der seinen Keeper für einige »phantastische Situationen« lobte. Middendorp: »Ich wehre mich vehement dagegen, den Torwart in Frage zu stellen. Diese Diskussion gehe ich nicht ein.« Die Aussage seines Trainers nahm Hain gelassen zur Kenntnis. So, wie man es von jemandem erwartet, der überzeugt ist von dem, was er kann.
Die Kritik an der eigenen Person war aber nicht das Einzige, was Hain erzürnte. Finanzgeschäftsführer Roland Kentsch, der heute in Herzlake erwartet wird, hatte nach dem Spiel gegen Frankfurt »bei der Mannschaft nach dem Tor zum 1:3 den letzten Willen vermisst«. Er sei überrascht gewesen, wie übernervös Arminia agiert habe. Hain brachte das auf die Palme. »Ich finde es erbärmlich, dass so hohe Verantwortungsträger hinterher auf die Mannschaft einhauen. Wenn Fans auf der Tribüne spontane Reaktionen äußern, dann gehört das zum Fußball dazu. Aber von solchen Leuten erwarte ich eine höhere Identifikation mit dem Verein. Die können gern in die Kabine kommen und sagen, was sie denken. Aber nicht über die Medien.« Als wollte er seinen Gefühlsausbruch erklären, fügte Hain hinzu: »Ich liebe diesen Verein. Wer das bis jetzt noch nicht begriffen hat, dem kann ich auch nicht mehr helfen. Und ganz egal, wie es ausgeht: Ich stehe zu diesem Klub.« Und am Samstag in Wolfsburg steht er dann im Tor.
Marc Ziegler sitzt auf der Bank. Die Frage, ob er sich insgeheim ausgerechnet hatte zu spielen, wollte Diplomat Ziegler nicht beantworten. »Dazu äußere ich mich nicht«, sagte der 30-Jährige.
Ob Ziegler (ausgeliehen vom 1. FC Saarbrücken) bleibt, ist weiter ungeklärt. »Arminia ist eine Option«, sagte der Keeper. Nicht eine von zweien (DSC und Dortmund), sondern von mehreren. Ziegler: »Aber ich will damit keinen Druck machen. Wir haben hier momentan wichtigere Dinge zu erledigen.« Sollte Arminia absteigen, würde Thomas Schlieck Ziegler wohl zum Wechsel raten. »Er hat ja selbst einen gewissen Anspruch«, sagte der Torwarttrainer.
Es dürfte klar sein: Würde Ziegler die Perspektive geboten, vor der nächsten Saison mit Mathias Hain in einen offenen Zweikampf um den Platz im Bielefelder Tor zu gehen, würde das sein Bleiben wahrscheinlicher werden lassen. Denn »finanziell sind wir uns mit Marc absolut einig, auch für den Abstiegsfall«, betonte Sportchef Reinhard Saftig. Die Ablöse, die Saarbrücken aufruft, dürfte dann auch nicht mehr das Thema sein.

Artikel vom 19.04.2007