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Schnelle Entscheidung für jubelnde Gewinner

Polen und die Ukraine richten EM-Endrunde 2012 aus

Cardiff (dpa). In Polen und der Ukraine kannte der Jubel keine Grenzen. An dieses Bewerber-Duo vergab die Europäische Fußball-Union (UEFA) gestern in Cardiff die EM-Endrunde 2012. Erstmals findet damit ein Endturnier mit 16 Mannschaften im Osten Europas statt.
Die zwölf Mitglieder des UEFA-Exekutivkomitees waren sich in der City Hall der walisischen Hauptstadt schnell einig. Im ersten Wahlgang erhielten die Sieger acht Stimmen, Favorit Italien vier. Kroatien/Ungarn ging leer aus.
»Polen und die Ukraine sind sicher würdige Sieger. Aber heute hat es keine Verlierer gegeben, sondern nur Bewerber, die dieses Mal nicht gewonnen haben«, kommentierte UEFA-Präsident Michel Platini, der versprochen hatte, die kleinen Länder zu stärken. Nach Österreich/Schweiz (2008), und Belgien/Niederlande (2000) erhielt zum dritten Mal eine Zwei-Länder-Bewerbung den Zuschlag. »Ich bin überzeugt, dass die Ukraine und Polen den hohen Erwartungen gerecht werden«, sagte der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko. Polens Staatschef Lech Kaczynski versprach den umgehenden Aufbau einer guten Infrastruktur: »Es darf hier keine Verzögerungen geben.«
»In der Ukraine herrscht pure Euphorie«, freute sich Box-Größe Vitali Klitschko. Der in Diensten Borussia Dortmunds stehende polnische Nationalspieler Ebi Smolarek hofft: »Das kann für unser Land ein ähnliches Ereignis werden wie die WM 2006 in Deutschland.« Der ukrainische Fußball-Verbandspräsident Grigoriy Surkis erklärte: »Dies ist eine historische Entscheidung. Wir werden versuchen, die beste EM auszurichten, die es je gab.«
Bundestrainer Joachim Löw erwartet einen Aufschwung des Fußballs in Mittel- und Osteuropa. »Ich bin überzeugt, dass der Fußball in Polen und der Ukraine einen zusätzlichen Schub erhalten wird.« So sieht das auch Leo Beenhaker. »Dies wird die Entwicklung des Fußballs voran bringen. Es sind schlafende Riesen«, meinte Polens Coach.
Die Ukraine und Polen hatten bei ihrer Kandidatur auf das Ost-Ticket, Platini und eine glanzvolle finale Präsentation gesetzt. Einfluss hatte wohl auch das Star-Aufgebot mit den Präsidenten Juschtschenko und Kaczynski, den Fußball-Assen Andrej Schewtschenko und Jerzy Dudek oder dem früheren Stabhochsprung-Weltrekordler Sergej Bubka. Auch dass Platini sich für die Ost-Hilfe bei seiner Wahl an die UEFA-Spitze im Januar im Hintergrund erkenntlich gezeigt hat, könnte mit geholfen haben.
Als Spielorte sind in der Ukraine Donezk, Kiew, Dnepropetrowsk, und Lwiw vorgesehen, in Polen Danzig, Warschau, Breslau und Posen. Diese EM ist keine der kurzen Wege: Die Distanz zwischen Danzig und Dnepropetrowsk beträgt 1600 Kilometer.
Keine Auswirkung hatte die Situation in der Ukraine, die durch den Machtkampf zwischen Juschtschenko und Regierungschef Viktor Janukowitsch gespalten ist. »Die Ukraine ist eine junge Demokratie, da kann es so eine unsichere Lage geben. 2012 ist das vergessen«, meinte Klitschko.

Artikel vom 19.04.2007