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Buback-Sohn befürwortet jetzt
doch eine Begnadigung Klars

RAF-Terrorist soll angeblich nicht direkt am Mord beteiligt gewesen sein

Berlin (dpa). In die Debatte um eine Begnadigung des ehemaligen RAF-Terroristen Christian Klar ist wieder Bewegung gekommen. Michael Buback, der Sohn des 1977 ermordeten Generalbundesanwalts Siegfried Buback, will neue Informationen zum Attentat auf seinen Vater erhalten haben, die die Rolle Klars möglicherweise in ein neues Licht rücken.
Meinungsumschwung: Michael Buback.
Die Bundesanwaltschaft werde den Informanten Bubacks zu einem Gespräch einbestellen, sagte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) gestern in Berlin.
Buback hatte in der »Süddeutschen Zeitung« berichtet, er habe »Informationen aus dem Bereich der RAF erhalten«, wonach Klar nicht die tödlichen Schüsse auf seinen Vater abgegeben habe. Demnach war Klar keiner der beiden in Frage kommenden Täter. Er habe auch nicht an der Planung des Attentats teilgenommen.
Buback sagte gestern, er persönlich sehe deshalb keinen Grund, warum Klar länger als Brigitte Mohnhaupt in Haft sein solle. Er ließ offen, ob er sich jetzt aktiv bei Bundespräsident Köhler für die Begnadigung Klars einsetzen werde, der seit 24 Jahren seine Strafe verbüßt. Mohnhaupt war im März nach 24 Jahren Haft entlassen worden. Die Angehörigen der RAF-Opfer haben bisher wiederholt massive Bedenken gegen eine vorzeitige Haftentlassung Klars geäußert.
Bis heute ist die Frage nach dem Schützen ungeklärt. Nach dem Urteil des Oberlandesgerichts Stuttgart von 1985 waren neben Klar auch Knut Folkerts und Günter Sonnenberg an dem Attentat auf Buback und seine Begleiter unmittelbar beteiligt, Klars ehemalige Karlsruher WG-Mitbewohner, die wegen ihrer Ortskenntnis als geeignete Attentäter galten. Einer wartete im Fluchtwagen, einem Alfa Romeo, der zweite fuhr das Motorrad, der dritte schoss.
Wer welche Rolle hatte, ist offen. Sonnenberg hatte die Suzuki 750 GS, seinerzeit das schnellste Serienmotorrad, in Düsseldorf gemietet, an den Tagen vor dem Anschlag hatte aber auch Klar Übungsfahrten mit der schweren Maschine unternommen, teilweise mit Folkerts als Sozius. Erkundungsfahrten mit dem Alfa unternahmen alle drei, gut eine Stunde nach der Tat wurde Folkerts am Steuer beobachtet. Die Planerin im Hintergrund, Brigitte Mohnhaupt, war zur Tatzeit offenbar im Ausland.
Zwar ringt Michael Buback selbst mit der Frage, ob er nicht gezielt in die Irre geführt werden sollte, damit er sich für Klars Begnadigung stark mache. Doch will er »im Zweifel« zu Gunsten von Klar unterstellen, »dass er keiner der Täter auf dem Motorrad war«. Seine Sichtweise deckt sich mit der damaligen Einschätzung der Bundesanwaltschaft: Behördenintern galt schon beim Prozess im Jahr 1985 Christian Klar als Fahrer des Alfa und Günter Sonnenberg als Lenker der Suzuki -Ê womit Knut Folkerts der Schütze gewesen wäre.
Beweisen ließ sich das aber nicht, und juristisch würde es für Folkerts nichts ändern: Er hat 18 Jahre seiner lebenslangen Haftstrafe verbüßt und kam 1995 auf freien Fuß.
Woher die Information stammt, verrät Buback nicht. Insider gehen davon aus, dass eine durchaus nennenswerte Zahl ehemaliger RAF- Terroristen den Namen des Schützen kennt. Mitglieder der damaligen »süddeutschen RAF-Schiene« wie Klars damalige Freundin Adelheid Schulz könnten dazu gehören, oder Peter-Jürgen Boock, der von sich sagt, auch den Mörder von Hanns-Martin Schleyer zu kennen, ebenso wie Verena Becker, bei der vier Wochen später die Tatwaffe gefunden wurde.
Der Anwalt Klars, Heinz-Jürgen-Schneider, bestätigte, dass sein Mandant im März ein Schreiben an Köhler gerichtet hat, in dem er erläuterte, wie es zu dem umstrittenen Grußwort an die Rosa-Luxemburg-Konferenz gekommen sei. Nach Informationen des Berliner »Tagesspiegels« zeigte sich Klar in dem Schreiben an Köhler von der Heftigkeit der Debatte um sein Grußwort irritiert. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 19.04.2007