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Richtig essen
mindert das
Krebsrisiko

Lesertelefon: was die Experten raten

Bielefeld (WB/ist). Essen ist notwendig, gibt Kraft und ist in der Regel auch etwas, auf das sich der Mensch freut. Essen kann aber auch krank machen - oder es kann, im Fall von Krankheit, die Lust am Essen vergehen. »Krebs und Ernährung« war jetzt das Thema am WESTFALEN-BLATT-Lesertelefon.
Mathilde Schäfers (Diätassistentin/Diabetesberaterin) und Dr. Thomas Wolff (Chefarzt Hämatologie/internistische Onkologie) vom Paderborner Brüderkrankenhaus wurden dabei insbesondere mit Fragen zur richtigen Ernährung bei akuter oder nach einer Krebserkrankung konfrontiert.
»Mein Mann sagt, er habe Hunger - und wenn das Essen dann auf dem Tisch steht kann er keinen Happen davon zu sich nehmen«, berichtet Dr. Wolff von einer Anruferin, deren Mann Krebs hatte und seitdem eine regelrechte Abneigung gegen die Mahlzeiten empfindet. »Ein typischer Fall«, sagt der Mediziner. »Eine Chemotherapie beispielsweise führt, meist vorübergehend, zu einer Änderung bei Geruchs- und Geschmackssinn.« Während gesunde Esser den Duft einer gut gewürzten heißen Mahlzeit genießen, löst das alles beim Krebspatienten oft exakt das Gegenteil aus. Der Chefarzt: »In diesem Fall sollte wenig gewürztes und eher lauwarmes Essen serviert werden, weil das die Sinne weniger reizt.«
Auch sollten mehrere kleine Mahlzeiten eingenommen, Mittag- und Abendessen nicht groß zelebriert werden. Wolff: »Es ist besser, wenn das Essen in diesen Fällen beiläufig eingenommen wird, sich nicht die ganze Aufmerksamkeit auf das Thema Essen richtet.«
Extreme Appetitlosigkeit komme besonders häufig vor bei Krebs im Magen- und Darmtrakt. Dass gleichwohl die Nahrungsaufnahme für diese Menschen besonders wichtig ist, unterstreicht Mathilde Schäfers: »Der Gewichtsverlust muss in Grenzen gehalten werden, weil sonst die Kondition und damit auch die Lebensqualität leidet.« Insbesondere Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs, der Diabetes zur Folge haben kann, müssten nach der Behandlung auf eine ausgewogene Ernährung und deren Abstimmung mit der Medikation achten. Dr. Wolff: »Ernährungsprobleme gehen in der hausärztlichen Sprechstunde leider zu oft unter. Ganz wichtig ist, dass bei oder nach Krebs eine Ernährungsberatung stattfindet. Auskünfte geben die Krankenkassen und die Deutsche Krebshilfe oder auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung.«
Bei Nahrungsergänzungsstoffen rät Dr. Wolff eher zur Zurückhaltung. »Eine große aktuelle Studie mit mehr als 200 000 Teilnehmern hat ergeben, dass die hochdosierte Gabe von Vitamin A, E und Betacarotin eher negative Folgen hatte. Die Wirkung von hochdosiertem Vitamin C und Selen ist noch nicht geklärt.« Wie Mathilde Schäfers plädiert er - bei gesunden wie erkrankten Menschen - stattdessen für eine ausgewogene, frische Ernährung. Mathilde Schäfers: »Nach wie vor gilt die Regel: fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag! Davon sollten drei Portionen Gemüse sein.« Auch am Arbeitsplatz lasse sich das gut realisieren: »Möhren, Kohlrabi oder Paprika sind prima als Rohkost geeignet. Ansonsten gilt: Gemüse nicht zu lange kochen oder dünsten, damit die natürlichen Vitamien erhalten bleiben.«
Und warum ist Gemüse so wichtig? Schäfers: »Wie Vollkornprodukte enthält es viele Ballaststoffe, welche die Darmtätigkeit anregen und somit dafür sorgen, dass Schadstoffe schneller wieder aus dem Körper ausgeschieden werden.« Zu den Schadstoffen zählen die Ernährungsfachleute die Rückstände tierischer Fette. Schäfers: »Verbleiben sie zu lange im Darm, wächst das Krebsrisiko.«
Zu einer gesunden Ernährung, die das Krebsrisiko mindert, gehören neben Obst, Gemüse und Vollkornprodukten zweimal wöchentlich Seefisch (Omega-3-Fettsäuren), Pflanzenöle (etwa Oliven-, Raps-, Leinöl) weniger tierischer Fette und täglich mindestens zwei Liter Flüssigkeit (Wasser, Tee oder auch Gemüsesäfte). Ganz wichtig ist zu alldem schließlich noch die tägliche Bewegung: mindestens eine halbe Stunde.

Artikel vom 19.04.2007