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Garten-Glück mit Rasen-Pracht

Viele Pflanzenliebhaber kämpfen zu oberflächlich für ihr Vorzeige-Grün

Von Marco Purkhart
Halle (WB). Er garantiert neidische Blicke des Nachbarn und ist für jeden passionierten Gartenliebhaber die paradiesische Erfüllung: ein saftig grüner Rasenteppich. Doch die Realität sieht meistens anders aus. Aufopferungsvoll kämpfen Hobby-Gärtner gegen Kraterlandschaften mit wucherndem Unkraut - und kassieren oftmals Niederlagen. »Denn viele gehen das Problem im wahrsten Sinne zu oberflächlich an«, sagt Rasen-Experte Friedrich Wehfer.

Wehfer hält »Rasenseminare« im Auftrag der auf Naturdünger und Pflanzenpflege spezialisierten Firma »Oscorna« aus Ulm. Auf seiner jüngsten Vortragsreise durch die Region referierte er jetzt auch im Haller Raiffeisen-Markt, um wertvolle Tipps für einen traumhaften Rasen zu geben.
Das Thema könnte nicht aktueller sein, haben Gartenfreunde zur Frühlingszeit doch Hochkonjunktur und wollen ihren Rasen auf Vordermann bringen. Fanatischen Unkrautvernichtern, die mit zupfenden Fingern oder gar der chemischen Keule unentwegt gegen Moos, Vogelmiere und Gänseblümchen angehen, erteilt Friedrich Wehfer allerdings ein Absage. »Sie bekämpfen damit lediglich die sichtbaren Symptome eines angeschlagenen Rasens, nicht aber die Ursache. Unkraut ist nicht direkt schädlich, sondern zeigt nur, dass der Rasen schwächelt.«
Das wahre Problem liege hingegen weiter unterhalb der Grasnarbe. »Ein gesunder Rasen braucht ein intaktes Bodenleben«, predigt Wehfer immer wieder und stellt dabei die Funktion des Regenwurms in den Vordergrund: »Die Natur hat einen biologischen Kreislauf eingerichtet, in dem Mikroorganismen aus organischem Material den so wichtigen Humus erzeugen.« Dieser diene dem Regenwurm als Nahrung, der das Erdreich ordentlich auflockere und damit optimale Bedingungen für kräftigen Rasenwuchs schaffe.
Der Mensch könne diesen Prozess besonders durch die Verwendung natürlicher Düngemittel fördern. »Ein organischer Naturdünger bringt nicht nur Nährstoffe für die Pflanzen ein, sondern auch für den wichtigen Regenwurm«, rät Wehfer von weit verbreiteten Mineraldüngern ab. Die würden zwar vier Wochen lang für einen wahren Wachstumsschub sorgen. »Doch für eine kontinuierliche Vesorgung muss natürlicher Dünger her.«
Kontinuität ist für Friedrich Wehfer ohnehin das Stichwort schlechthin. Der Experte legt Gartenliebhabern ans Herz, den Anspruch einer ganzjährig dichten Grasnarbe zu haben: »Man sollte nicht nur düngen, wenn man den Sommer nahen sieht.« Als Faustregel nennt Wehfer drei Düngungen - Anfang April, Ende Juli und Ende Oktober. Dadurch würde der Rasen mit einer dichten Oberfläche ab sechs Grad Celsius in die Winterruhe gehen, womit selbst für das noch bei einem Grad weiter wachsende Unkraut kein Durchkommen sei.
Dieses Verdrängungsprinzip sei die Grundlage für einen über Jahrzehnte gesunden Rasen-Teppich. »Wir müssen das hohe Nährstoff-Verlangen des Rasens mit hochwertigem Dünger ständig befriedigen, damit ihm nicht das weitaus weniger anspruchsvolle Unkraut den Rang abläuft«. So entwickele der Rasen bei entsprechender Unterstützung ungeahnte Kräfte, die selbst fest etabliertes Moos beiseite quetschen könnte.
Die Verwendung eines speziellen organischen »Boden-Aktivators« mit Algenkalk bei der April-Düngung nennt Friedrich Wehfer als Geheimtipp. Dass für Neupflanzungen nur ein hochwertiges Saatgut in Frage komme, müsse eine Selbstverständlichkeit sein: »Bitte niemals bei den Samen geizen, denn sie liefern die Grundlage für langjährige Rasen-Freude!« 55 bis 60 Cent pro Quadratmeter Rasen müssten für die jährliche Rundumpflege geopfert werden, um in der Paradedisziplin der Gartenarbeit hervorragende Ergebnisse zu erzielen.

Artikel vom 20.04.2007