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Das königsblaue Partner-Paar

Zwei Männer - ein Ziel: Manager Andreas Müller und Trainer Mirko Slomka

Von Klaus Lükewille
Gelsenkirchen (WB). Nein, Freunde sind sie nicht. Nicht einmal, wie im Revier schnell üblich, dicke Kumpel, die nach der Arbeit ein Bierchen zischen. Andreas Müller (44) und Mirko Slomka (39) verbindet trotzdem sehr viel.

Zwei Männer, ein Ziel: Manager und Trainer wollen den FC Schalke 04 zur Fußball-Meisterschaft führen. Am heutigen Samstag sitzen sie um 15.30 Uhr wieder nebeneinander. In der ausverkauften Veltins-Arena, wenn das Heimspiel gegen Energie Cottbus angepfiffen wird. Angespannt, nervös - aber zuversichtlich. Denn Müller weiß: »Wir haben unsere Arbeit gemacht, den Rest muss jetzt die Mannschaft erledigen.«
In Mainz hat sie das zuletzt vorbildlich geschafft. Da nahmen die »Königsblauen« diese unangenehme Hürde glatt mit 3:0. Bei jedem Tor fielen sich Manager und Trainer kurz in die Arme, auch in den ersten Minuten nach dem Abpfiff war ihre große Freude nicht zu übersehen. Dieser so wichtige »Dreier« stand auf dem Konto, wurde dazu in meisterlicher Manier souverän erobert.
Dann aber übernahmen Müller und Slomka sofort wieder ihre Bremser-Rolle. Im seit Monaten euphorisierten Schalker Lager soll die Begeisterung nicht zu früh überschwappen, es könnte bei diesem Titel-Traum ja immer noch ein böses Erwachen geben. Deshalb spielen die Herren Woche für Woche Mahner und Warner. Auch gleich nach dem 3:0 in Mainz. Slomka dachte da schon an den nächsten Gegner: »Cottbus, das wird kein Spaziergang.« Und Müller hob ebenfalls den Zeigefinger: »Vorsicht, Energie ist auswärts unheimlich gefährlich.«
Die Schalker Partner hatten einmal mehr ihren perfekten Doppelpass gespielt. Sie vertreten nach außen immer nur eine Linie. Wie es zwischen ihnen hinter verschlossenen Türen aussieht, geht niemand etwas an. Müller bekennt: »Klar, wir haben selbstverständlich schon manchmal verschiedene Meinungen.«
Aber die große Richtung, die passt. Und wichtige Personal-Entscheidungen werden gemeinsam durchgezogen. Wie die Degradierung von Torwart Frank Rost zur Nummer 2. »Da stand ich voll hinter unserem Trainer«, blickt der Manager zurück und freut sich heute: »Die Entscheidung, dem jungen Manuel Neuer eine Chance zu geben, die war goldrichtig.«
Wie einst sein Plädoyer für Slomka. Als im Januar 2006, nach der Trennung von Ralf Rangnick, ein Nachfolger gesucht wurde, brachte Müller den Assistenten ins Gespräch. Der inzwischen ausgemusterte Ober-Schalker Rudi Assauer schüttelte damals nur verständnislos den Kopf: »Slomka? Auf den wäre ich nie gekommen.«
Müller schon, denn er hatte den Fußball-Lehrer genau beobachtet, wie der bereits als zweiter Mann erstklassig arbeitete. Aus der Beförderung wurde inzwischen eine Vertragsverlängerung. Bis 2009 wollen »Die Zwei« den Laden leiten. Und wenn es weiter gut läuft, sicher noch etwas länger.
Denn die sportliche Aufgabenteilung ist klar geregelt, so war das auf Schalke vorher nie. Da kam immer erst einmal der mächtige Manager, lange gar nichts mehr - und dann erst der Trainer. Typisch, wie Assauer den von ihm nicht sonderlich geschätzten Rangnick verabschiedete: »Ralf, du solltest froh und dankbar sein, dass du bei einem so großen Verein auf der Bank sitzen durftest.«
Diese abfällige Tonart ist zwischen Müller und Slomka undenkbar, ihr Verhältnis wird von gegenseitigem Respekt geprägt. Und genau darum funktioniert die Zusammenarbeit bisher auch so spitzenmäßig. Passend zur Tabelle. Und wenn der FC Schalke 04 am Ende ganz oben sein sollte, dann rücken die Herren Müller und Slomka sicher etwas enger zusammen. Beim meisterlichen Bierchen.

Artikel vom 21.04.2007