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Grüner »Tunnel« soll Raser ausbremsen

NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg weiht 1,3 Kilometer lange Eichen-Allee ein

Borgholzhausen (mapu). Ausgerechnet mit der Farbe Grün werden Raser in Borgholzhausen künftig ausgebremst: Entlang des als »Rennstrecke« berüchtigten Berghauser Wegs setzt die Stadt auf 152 Eichen, die in 20 bis 30 Jahren als blühende Allee die Autofahrer mit dem Phänomen »Tunnelblick« einschüchtern sollen.
Der nordrhein-westfälische Umweltminister Eckhard Uhlenberg stattete der Lebkuchenstadt gestern einen Besuch ab, um eigenhändig den letzten Baum einzupflanzen. Schließlich hatte sich Borgholzhausen erfolgreich für das landesweite Programm »100 Alleen für NRW« beworben. Die von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers ins Leben gerufene Initiative verfolgt das Ziel, in NRW bis zum Jahr 2010 hundert neue Straßen-Alleen zur Aufwertung des Landschaftsbildes entstehen zu lassen.
Nach zwei frisch gepflanzten Alleen in Rietberg folgte in Borgholzhausen nun das dritte Baumprojekt, das im Kreis Gütersloh umgesetzt wurde sowie das insgesamt 29. in NRW - trotz Bedenken zahlreicher Autofahrer. Die befürchten nämlich, dass die Baum-Reihen durch den Effekt des »Tunnelblicks« zu einem erhöhten Verkehrsrisiko führen könnten.
In Pium jedoch begrüßen die Verantwortlichen den Unmut der Raser sogar. Denn der Berghauser Weg galt in der Vergangenheit als verhängnisvolle Verbindung nach Dissen, auf der es immer wieder zu tödlichen Verkehrsunfällen gekommen war. Die Rennbahn-Zustände zwangen die Stadt sogar einst zu einer ungewöhnlich drastischen Maßnahme: 1986 wurde die Verbindung nach Dissen durch einen Schotterhaufen auf der Straße rigoros abgetrennt - bis heute.
Obwohl der Berghauser Weg damit nur noch für den Anliegerverkehr genutzt werden sollte, gilt er noch immer als »heimliche Rennstrecke«, wie Heimatvereins-Vorsitzender Carl-Heinz Beune erläutert: »Kaum jemand hält sich an Tempo 50. Wir erhoffen uns, dass die Allee die Autofahrer vorsichtiger werden lässt, wenn die Bäume in ein paar Jahrzehnten ausgewachsen sind.« Natürlich habe auch der ästhetische Wert einer Allee eine nicht minder wichtige Rolle bei der Bewerbung für das Projekt gespielt. »Denn eine Allee passt optisch wunderbar in eine ländliche Gegend wie unsere«, sagte Bürgermeister Klemens Keller in Anwesenheit von CDU-Bundestagsmitglied Hubert Deittert und der CDU-Landtagsabgeordneten Ursula Doppmeier.
Zumal die Kosten für die 152 Stieleichen die Nordrhein-Westfalen-Stiftung übernimmt, die »100 Alleen für NRW« auch in anderen Kommunen fördert. 22 000 Euro kostete die Bepflanzung des 1,3 Kilometer langen Abschnitts, der eine Lücke schließt. Anwohner hatten nämlich bereits in den 70-er Jahren begonnen, auf einer Länge von 3,2 Kilometern zahlreiche Eichen zu pflanzen.
Minister Uhlenberg malte sich bereits gestern aus, wie der Berghauser Weg in 30 Jahren ausschauen könnte: »Ich sehe eine wunderschöne Parklandschaft, in die diese Allee hervorragend hineinpasst.« Derweil vertiefte sich auch Heimatvereins-Vorsitzender Carl-Heinz Beune in Träumen: »Wir könnten uns vorstellen, dass an den Zufahrtswegen zur Burg Ravensberg die nächste Allee entsteht. Das ist allerdings noch eine leise Zukunftsmusik.«

Artikel vom 12.04.2007