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Meilenstein in Mainz:
Schalke feiert Lincoln

Weiter auf Meister-Kurs: 3:0-Sieg beim Angstgegner

Von Klaus Lükewille
Mainz (WB). So gelassen, so zufrieden und so zuversichtlich sind die Schalker in dieser Saison nach einem Spiel noch nie in ihren Mannschafts-Bus gestiegen. Mainz, das war die letzte weite Liga-Reise, der Rest spielt sich im Revier ab.

Überzeugend hatte der Spitzenreiter die Hürde am Bruchweg genommen. 3:0 - im dritten Versuch endlich der erste Sieg beim Angstgegner. »Ein Meilenstein zur Meisterschaft«, wie Trainer Mirko Slomka hoch erfreut feststellte. Und diesen ersten Titel nach 49 endlos langen Jahren, den können und wollen die »Königsblauen« jetzt im eigenen Stadion oder direkt vor ihrer Haustür holen.
Die Fans haben sich da schon festgelegt: »Wir werden Meister in Dortmund.« Das wäre es. Der Triumph beim ewigen Rivalen, die Partie steigt am 12. Mai. Vorher muss Schalke zum Nachbarn Bochum, drei Spiele werden in der Veltins-Arena angepfiffen. Gegen Cottbus, Nürnberg und Bielefeld.
Ein Restprogramm der kurzen Wege auf ihrem weiten Marsch in Richtung Meisterschaft. In den letzten zwei Monaten haben sie ja ein wenig geschwächelt, die Schalker. Aber davon war in Mainz nichts mehr zu sehen. Sie präsentierten sich wie ein echter Titelanwärter und Andreas Müller sprach sogar von einem »perfekten Spiel«. Das sagt viel, denn normalerweise schlägt der Manager lieber etwas leisere Töne an.
Doch falsche Bescheidenheit hätte zu diesem glanzvollen Auftritt auch nicht gepasst, von dem selbst Bundestrainer Joachim Löw stark beeindruckt war: »So werden die Schalker Meister.«
Klug. Souverän. Schlau. Nervenstark. Konzentriert. Lobende Worte aus Sätzen von Slomka, der sich bei den Hymnen auf seine Profis auch selbst nicht vergaß: »Die Mannschaft war erstklassig eingestellt und wusste immer ein Gegenmittel.« Bei 31 Grad blieben die Schalker eiskalt, kontrollierten nach der frühen Führung durch Kevin Kuranyi (10.) Ball und Gegner. Gerald Asamoah (34.) legte noch vor der Pause nach, Lincoln (71.) sorgte für den 3:0-Endstand.
Dann durfte der Brasilianer vorzeitig vom Rasen. Slomka und Müller nahmen ihn begeistert in Empfang. Ihr Dank galt dem Mann, mit dem Schalkes Auftritt erheblich an spielerischer Qualität gewonnen hatte. Fünf Wochen hockte der Dirigent nach seiner Roten Karte gegen Leverkusen auf der Strafbank: »Die Zeit ist mir viel, viel länger vorgekommen«, bekannte Lincoln später.
Er ist ja wieder da - und voll dabei. Sofort als Führungsfigur akzeptiert, immer anspielbar, ein erstklassiger Tempo-Wechsler, ein cleverer Torschütze. Im Meisterschafts-Finale könnte Lincoln zum entscheidenden Spieler werden. Slomka blickte zurück: »Er hat mir vorher mehrfach gesagt: Trainer, ich ärgere mich immer noch über den Platzverweis. Wenn ich wieder auflaufen darf, werde ich alles geben, um der Mannschaft zu helfen. Das verspreche ich.«
Zumindest in Mainz hat Lincoln schon einmal Wort gehalten und war anschließend wunschlos glücklich: »Ich freue mich wie ein kleines Kind. Es hat großen Spaß gemacht, wieder mit den Jung's auf dem Platz zu stehen.« Die sahen das auch so, wie Kuranyi: »Lincoln hat gezeigt, wie wichtig er für unsere Elf sein kann. Dieser Sieg ist ein ganz großer Schritt in Richtung Titel.«
Und der Meistermarsch soll weitergehen. Am Samstag kommt Cottbus. Aber Slomka warnte schon in der Stunde des Triumphes am Bruchweg vor dem nächsten Gegner: »Achtung, die haben einen tollen Lauf, die sind vor allem auswärts sehr, sehr stark.«
Stimmt. In Dortmund, Berlin und Frankfurt haben sie sich zuletzt ganz energisch durchgesetzt. Cottbus kann zudem mit 38 Punkten ohne großen Druck antreten. Der liegt dafür auf dem FC Schalke 04: Die müssen jetzt Meister werden - wann sonst?

Artikel vom 16.04.2007