11.04.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ludewig wieder fest im Sattel

Radsport: Steinhagener Profi fühlt sich trotz Sturzpechs bei Wiesenhof wohl

Von Sören Voss (Text und Foto)
Steinhagen (WB). Der Magen kribbelte. Als Jörg Ludewig nach siebenmonatiger Rennpause wieder an der Startlinie stand, fühlte sich der 31-Jährige wie ein Neuling. Doch jetzt sitzt der Radprofi im Trikot vom Team Wiesenhof-Felt wieder fest im Sattel.

Keine Frage: Ludewigs Wechsel vom Branchen-Krösus zum vergleichsweise kleinen Licht der Radsportszene war ein Abstieg. Im Gegensatz zu T-Mobiles Neun-Millionen-Jahresetat muss das Team Wiesenhof-Felt jeden Cent dreimal umdrehen. Das schlägt sich auch auf die Arbeitsbedingungen nieder - oder wie Ludewig es selbst überspitzt formuliert: »Du kannst eben aus Sch... keine Bonbons drehen.«
Aber sparsame Bodenständigkeit fördert das Familiäre, und deshalb fühlt sich der Steinhagener bei den »Geflügel-Flitzern« gut aufgehoben. Für ihn, der im vergangenen Jahr lange Zeit nicht wusste, ob er seinen Beruf überhaupt weiter ausüben würde, ist die zurückgekehrte Renn-Normalität allein schon ein Grund zur Freude. »Wir haben bescheidene Mittel. Aber ich glaube, dass uns diese Tatsache noch mehr zusammenschweißt. Alle ziehen an einem Strang. Da gibt jeder immer 110 Prozent«, lautet Jörg Ludewigs Zwischenfazit nach den ersten Rennen in neuer Umgebung.
Der Steinhagener wurde von seinem Kapitän Steffen Wesemann vor allem für die gute Unterstützung bei diversen gemeinsamen Einsätzen gelobt. Die Ergebnisse des ehemaligen T-Mobile-Fahrers sind aber - abgesehen vom Erfolg bei einem kleinen Rennen auf Mallorca - noch ausbaufähig. »Ich hatte leider etwas die Fallsucht«, umschreibt der Routinier die Tatsache, dass er in acht Einsätzen gleich sechsmal den Asphalt »küsste«. »Früher wurden die ersten Rennen des Jahres zum Einrollen genommen, jetzt wird schon schnell mit harten Bandagen gekämpft«, hat Ludewig festgestellt. Ein Schnitt von mehr als 42 Stundenkilometern auf sieben Stunden Fahrzeit bei der Flandern-Rundfahrt stützt diese These.
Der Erfolgsdruck auf dem Team ist nach dem ersten prestigeträchtigen Tagessieg von Sprinter Olaf Pollack (beim Criterium International) allerdings gewichen, so dass es für die giftgrün gekleidete Wiesenhof-Crew jetzt in erster Linie darum geht, Magenta und Co. zu ärgern.
Ludewig leistete Sonntag bei Wesemanns 16. Rang in der Flandern-Rundfahrt viel Arbeit und kam selbst nur 1:32 Min. hinter Sieger Ballan ins Ziel. Nach der guten Leistung hat er von der Teamleitung für den Klassiker Gent-Wevelgem am heutigen Mittwoch frei bekommen, wird aber Sonntag bei Paris-Roubaix und zwei Wochen später beim Amstel-Gold-Race wieder an der Seite von Kapitän Wesemann strampeln.
Ganz dick unterstrichen ist auf Ludewigs Einsatzplan dann am Monatsende die Niedersachsen-Rundfahrt (25. bis 29. April) - ein echtes Heimspiel, das auch durch den Altkreis führt und ein Etappenziel in Rheda-Wiedenbrück hat. Nachdem Sprinterkönig Alessandro Petacchi das Rennen im Vorjahr zu einer Ein-Mann-Show werden ließ, sollen zahlreiche Steigungen in 2007 für mehr Spannung sorgen. Jörg Ludewig gibt sich kämpferisch: »Wir kommen mit unserem stärksten Aufgebot. Mal gucken, was da so geht...«

Artikel vom 11.04.2007