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Nur eine »Mogelpackung«?

Maler-Innung: Obermeister warnt vor Tchibo-Schnäppchen

Von Michael Delker
Gütersloh (WB). Den Malermeistern im Kreis Gütersloh schmeckt der Kaffee nicht mehr. Sie ärgern sich seit zwei Wochen über eine Werbekampagne des großen Kaffeerösters »Tchibo«, der Malerarbeiten angeblich zum Schnäppchenpreis anbietet. Obermeister Hans-Dieter Pottkamp (Gütersloh) nennt die Tchibo-Offerte eine »Mogelpackung«.

Das Angebot des Hamburger Kaffeerösters klingt äußerst attraktiv. Einschließlich Farbe soll der Anstrich nur 16,99 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche kosten. Für die Gütersloher Maler- und Lackierer-Innung, die 110 Betriebe mit mehr als 400 Beschäftigten vertritt, steckt der Teufel im Detail. Das Tchibo-Angebot enthalte nur das Streichen von Wänden und Decken in Wohnräumen - Heizungen, Fenster, Türen oder Treppenhäuser seien davon ausgeschlossen. Wenn kein geeigneter Untergrund vorgefunden werde (z. B. bei durchnässten Wänden, sich lösenden Tapeten, notwendigen Spachtelarbeiten), dürfe sogar ein Aufpreis verlangt werden. »Diese Einschränkungen öffnen Tür und Tor für saftige Aufschläge«, glaubt Hans-Dieter Pottkamp.
Um das Angebot zu testen, ist der Obermeister in die Rolle des Verbrauchers geschlüpft. Über die Tchibo-Internetseite hat er vor 14 Tagen ein Angebot angefordert. »Eine Antwort habe ich bis heute nicht erhalten«, berichtet Pottkamp. Deshalb versuchte er es gestern telefonisch beim Vertragspartner des Kaffeerösters und brachte Erstaunliches in Erfahrung. »Der Zusatz Ýpro Quadratmeter WohnflächeÜ bezieht sich offenbar nicht auf den gesamten Raum«, sagt der Obermeister. Rechenbeispiel: Wer annimmt, sein 15 Quadratmeter großes Wohnzimmer für 254,85 Euro (15 qm x 16,99 Euro) komplett streichen lassen zu können, befindet sich offenbar auf dem Holzweg. »Wie man mir am Telefon sagte, bekommt man für den Preis nur eine 15 Quadratmeter große Fläche gestrichen, zum Beispiel eine Decke oder eine Wand«, so Pottkamp. Das bekomme jeder Innungsbetrieb im Kreis Gütersloh günstiger hin. Der Obermeister teilt die Einschätzung des Maler- und Lackiererverbandes Westfalen, dass der von Tchibo angebotene Preis mehr als 25 Prozent über den Angeboten ortsansässiger Malerfirmen liege.
Für Hans-Dieter Pottkamp be-steht eine weitere Gefahr darin, dass nicht bekannt ist, wer die angebotenen Malarbeiten ausführt. »Mir ist kein heimischer Betrieb bekannt, der dort mitmacht. Was passiert, wenn in der Region nicht bekannte Unternehmen die Arbeiten ausführen und es anschließend etwas zu reklamieren gibt?«, fragt der Obermeister. Und was sagt Tchibo? Die zuständige Pressesprecherin war gestern nicht zu erreichen.

Artikel vom 11.04.2007